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Aus »Traum von Atlantis«. Gedichte 1994 Vers 8930 bis 8977 DAS GOLDENE KORN So weit wie die Füße dich tragen Durch Frühtau und Nebel und Sumpf, Durch siebenmal Leichtsinn und Plagen, Durch Traumfelder, leuchtend und stumpf, Mag mancher Verzicht dir behagen, Doch treibt dich ein schneidender Dorn, Du magst allen Kronen entsagen, Doch niemals dem Goldenen Korn. Du weißt von Begegnung und Scheiden, Den Wunsch, sich im März zu verfrühn, Von Herrschaft und Huld, und aus beiden Den Schmerz, und du könntest dich mühn, Die Gärten des Gauklers zu meiden, Die Wahrträume, hell und verworrn, Der Liebe entfliehn und dem Leiden, Doch niemals dem Goldenen Korn. Die Runen des Lichts zu verkehren, Bist du mit Erleuchtung begabt, Du kannst alle Süße entbehren, Daran sich der Schwalbenschwanz labt, Dem Tier gleich, bewaffnet mit Scheren, Verleugnen Verheißung von vorn, Den Göttern das Opfer verwehren, Doch niemals dem Goldenen Korn. Die gleichmütig wandeln und spinnen, Vielleicht gibt die Narrheit dich frei, Wo Dichter und Held nicht gewinnen, Obsieg deine Unschuld, auch sei Vergessen, was jene ersinnen, Ihr Mund ein versiegelter Born, Du sollst allem Anspruch entrinnen, Doch niemals dem Goldenen Korn. Du weißt, daß das sorgsam Gefügte Einst Schimmel und Fäulnis verfärb, Der Kreis, der dich pries oder rügte, Sich schließt auf Gedeih und Verderb, Doch unter dem Stier, der sie pflügte, Vernehmen die Kräuter dein Horn, Das Menschen und Göttern genügte, Doch niemals dem Goldenen Korn. Und wenn die Gefährten dich tragen Durch Traumwälder, morsch und entlaubt, So traut sich die Sonne nicht fragen Nach Malen an Gliedern und Haupt, Dann wird dir zur Krönung der Plagen Ein Engel in schrecklichem Zorn Das Herz und die Füße zerschlagen, Doch niemals das Goldene Korn. |