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Aus »Heliodromus«. Gedichte 1993 Vers 7980 bis 8027 GOLDREGEN Zweige für den Tag des Lichtes Schnitt ich an Sankt Barbara, Aber du des Traum-Gesichtes Rätsel warst schon gestern da, Daß du dich so sehr verfrühtest, Wird mir eben erst bewußt, Meinen Schmerz, den du behütest, Überwiegt die dunkle Lust. Daß du niemals fortgegangen, Wußte ich und arglos traf Mich die Woge und gefangen Sank ich in den tiefren Schlaf, Eine Stunde nur zu wachen, Hast du wortelos begehrt, Aber dem gestillten Drachen Ist der Himmelsflug verwehrt. Ist die Blüte mir gediehen, Keine, der sie sich vergleicht, Wurde mir ein Maß geliehen, Das das deine nie erreicht, Wußte ich den Blick zu meiden Dieses Strauchs im dünnen Hemd, Sind die Kreise, die sich schneiden, Immer noch einander fremd. Golden ist die Scheitelstunde, Die das Gift im Samen staut, Gold verheißt die Schnitterwunde, Die der Opfernde nicht schaut, Treiben Sträucher aus dem Felsen, Deckt die Erde ihre Scham, Die ich auf dein Haupt zu wälzen Mittnachts ging und wiederkam. Ach, ich grüßte dich als Rächer Einer Kunst, die sinnreich lügt, Doch du breitetest den Fächer, Der ein Leben faßt und fügt, Einen Kelch hast du gehalten, Dem ich Zuspruch schuldig blieb, Denn ich muß den Spruch entfalten, Den ein andrer Dichter schrieb. Ob wir uns auf seinen Weiden Wiederfinden, sagt mir nicht Dieser Zweig, der einst uns beiden Huldigte wie wir dem Licht, Daß ich seiner noch gedenke, Kehrst du zwischen nichts und nichts, Und dir seine Grüße schenke, Sei mein Wunsch zum Tag des Lichts. |