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Aus »Götzenspiele. Tragödie«.   Vers 69287 bis 69318

ERSTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Götz allein.

GÖTZ: Ich Narr hab sie verschreckt. Und wie ein Fechten
Mit Mühlenflügeln kommt mir vor mein Reden,
Was trieb mich, Dunkles zum Gespenst zu flechten,
Ich stand doch gradenwegs am Tor von Eden.
(Pause)
Der Götz ist frei – warum? Weil er die Ränke
Nicht mitspielt, der Politicus ihm feige,
Er schäumt wie frisches Faß in einer Schänke
Und will nichts wissen von Gefahr und Neige.
Er nimmt sich, was er braucht, und will nichts weiter,
Er läßt dem andern, was da recht und billig,
Es kränkt ihn nicht, daß irgendwer gescheiter,
Sein Frohsinn macht ihm viele Arme willig.
Doch eines kränkt ihn, seiner Knabentage
Gespiel und Bruder, Genius und Vertrauter,
Ging fort für eine närrische Staffage
Und weiß nicht mehr, was eigen ist und lauter.
(Pause)
Der Weißlingen war niemals mir Geschwister,
Er schwor mir niemals Treue bis zum Tode,
Und doch erscheint sein Wesen mir sinister,
Als wär er der geborne Antipode,
Ich kann nicht sagen: Den kann ich nicht leiden!
Das wär zu schwach, sein Part ist nicht entbehrlich,
Ihm taugts, sich am Verfallenden zu weiden
Und solche Lust wird mir im Herz gefährlich.
Er reizt mich seltsam, seine Art zu bessern,
Um loszuwerden eine innre Stimme,
Die höhnt, mal süßen Tons und mal in kessern,
Ich selbst sei bloß zu dumm für alles Schlimme.
(Er zerknickt einen morschen Ast auf seinem Beinen.)
Der Götz sinniert nicht lang, bevor er handelt,
Er zwingt das Glück und bleibt im Elend mutig,
Drum bleibt der Himmel heiter, wo er wandelt,
Und nur das Ende ist wie immer blutig. (Ab.)