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Aus »Götzenspiele. Tragödie«.   Vers 69823 bis 69906

DRITTER AUFZUG. ZWEITE SZENE


Adelheid tritt auf.

ADELHEID: Ich wünsche guten Tag dem Interpreten,
Des wunderbaren Auftritt Zeitungsleser
In Bremen schätzen, hab Termin erbeten
Und komme an die Saale von der Weser.

WEISSLINGEN: So lange Reise für Hallodri, sagen
Sie doch, was kann ich tun, daß Sie zufrieden?

ADELHEID: Juristen-Predigt schlug Ihn’ auf den Magen,
Ich sehs Ihn’ an, er ließ sie nicht in Frieden.

WEISSLINGEN: Er redete mir mächtig ins Gewissen,
Kumpane so wie Bierdunst-Offenbarung.
Man hat mich da in etwas reingerissen,
Was enden wird wohl in der Strafverwahrung.

ADELHEID: Ich kenne Ihre Akte, kein Gemenge,
Daß staatspolitisch Sie im Tatverdachte,
Der Olearius liebt das Überstrenge
Und also angst er Ihrem Leichtsinn machte.
Sie dürfen gehen, es gibt keine Gründe,
Sie zu verhören oder festzusetzen.
Im übrigen ist Liebe keine Sünde,
Nicht an der Ilm, wo Sie die Wirtin schätzen.

WEISSLINGEN: Ich suchte Hilfe in beständger Sorge,
Drum wenig nutzts, den Freispruch anzunehmen.
Nicht fürder will ich, daß ich Zukunft borge.
Und überhaupt: Für dieses Wort von Bremen?

ADELHEID: Wenn Sie so innig meinen Rat erbitten,
Laß ichs beim Offiziellen nicht bewenden,
Es wird doch nur von einer Gans bestritten,
Daß Sie schon lange Ihr Talent verschwenden.

WEISSLINGEN: In Rudolstadt ermüden die Querelen,
Was mich bewog, ein Sabbatjahr zu nehmen.

ADELHEID: Ich kann da kaum Verwunderung verhehlen.
Wärs besser nicht als Tatort-Cop in Bremen?

WEISSLINGEN: Daß mich ein Fernsehsender arrangiere,
Wag ich als ein Provinzler nicht zu hoffen.
Ist das Ihr Ernst? Ist die Idee die Ihre?
Ich bin und bleibe für Verändrung offen.

ADELHEID: Ich bin bei Radio Bremen leitend tätig,
Wenn Sie bereit, jetzt den Vertrag zu schließen,
So wird Ihr Schlucken hoffentlich nicht grätig,
Fünftausend hab ich sofort vorzuschießen.
(Sie legt ein Paket grüner Scheine auf den Tisch.)

WEISSLINGEN: Sie müssen doch bei alledem was wollen.
Für die Besetzung müssen Sie nicht zocken
Und nicht mit sehr viel Geld und hoffnungsvollen
Gebärden den Komplett-Versager locken.

ADELHEID: Ich arbeite nicht nur beim Fernsehsender,
Ich kämpfe ehrenamtlich gegen Rechte,
Querdenker, Nazis und Verschwörung-Blender
Und halte solche Freizeit nicht für schlechte.

WEISSLINGEN: Gewißlich ist solch Mühen sehr honorig,
Und braucht nicht „Tatort“, anerkannt zu werden,
Wär meine Akte nicht so eselsohrig,
Ich hülfe gern, daß Böse nichts gefährden.
Im übrigen beim Geld ists so: Ich will es
Erst nehmen, wenn durch Leistung ich besteche.
In meinem Fall die Ferse des Achilles:
Ich hab für schöne Frauen eine Schwäche.

ADELHEID (packt das Geld wieder ein):
Sie sind beleidigt, weil ich Sie mit Scheinen
Geködert wie ein ungeschickter Schmierer.
Doch in der Wette um das Ehrlichmeinen
Bin ich mir nicht zu fein für den Verlierer.

WEISSLINGEN: Die lange Strecke, die Sie hergefahren,
Wird auch durch Anti-Rechts-Kampf nicht begreiflich.
Warum grad ich? Ich wär mir gern im Klaren,
Drum prüfen Sie die Argumente reiflich.

ADELHEID: Es ist mein Auftrag, keine Worte weiter,
Warum man uns hier heut zusammenführte,
Ich weiß es nicht, doch auf Gefahr, ich scheiter,
Ich sag Ihn’, daß ich Ihre Eignung spürte.
Sie könnten unserm Bündnis Auftrieb bringen
In diesem Kampf, der schwerer wird, fast täglich.
Was Sie auch tun, ich hab mit mir zu ringen,
Ich kriege keine Luft… ach, unerträglich –
(sie weint.)

WEISSLINGEN: Soll ich den Arzt holn oder einfach schweigen?
An dieser Front fühl ich mich nicht gewachsen.
Mir bleibt nur, etwas Mitgefühl zu zeigen,
Mit schweren Worten oder auch mit laxen.

ADELHEID: Ich kann nicht fahren, können Sie den Wagen
Mir steuern, anders komm ich nicht nach Hause?
Ich mußte mich die letzten Wochen plagen,
Jetzt brauch ich unbedingt die Ruhepause.

WEISSLINGEN: Ich fahr Sie heim und sorg auf alle Weise,
Daß Sie gebessert seien und genesen.
(für sich):
Ich fürchte, länger dehnt sich meine Reise.
Was ist die Frau doch für ein seltnes Wesen!
(Er trägt sie hinaus.)