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Aus »Götzenspiele. Tragödie«. Vers 69675 bis 69714 ZWEITER AUFZUG. SECHSTE SZENE Götz, Sickingen. GÖTZ: Der Sommer geht, und unser aller Dinge Stehn schlecht, und, Freund, ich fürchte für den Winter, Die Lügenmär dem Feind so gut gelinge, Daß endlich steht das ganze Volk dahinter. Zwar fand sich mancher ein zur Großkundgebung, Doch vielen wars nur Feiern und Spektakel, Bekämpft man mit Gewalt die ganze Strebung, Und jeder, der dabei war, spürt den Makel, Dann wirst du sehn, wie unser Häuflein schwindet Und man bevorzugt im Privaten jammert, Die Kraft gering, die öffentlich verbindet, Ein jeder sich zuletzt an Eignes klammert. SICKINGEN: Die große Stadt ist eine Einbahnstraße, Das Reichstagsviertel schützt die Spree, die Brücke Ist leicht besetzt, und Stopp in dieser Phase Schafft nie ein Bild, das einen Spießer drücke. Gesteuert ist Opposition, die dauernd Ruft zu Events an gut bewachten Plätzen, Derweil das Volk, in Thüringen versauernd, Vermeint, wir wüßten keinen Trumpf zu setzen. Wir müssen nun ins Breite, Provinzielle, Das macht es schwer den Schnüfflern und den Bullen, Wächst der Protest an dezentraler Stelle, Dann dämmt sichs schlecht für die Berliner Nullen. GÖTZ: Am meisten ärgert mich im deutschen Westen, Daß die Protestler vielfach Masken tragen. Ein Tell mit Geßlerhut! Die gelb Betreßten Tun gleiches mit der Trikolor am Kragen. SICKINGEN: Polemik hilft nicht wirklich, lieber Streiter, Dem Untauglichen schaff Alternative, Wir wären schon ein gutes Stückchen weiter, Wenn schlappes Tausend mal durch Saalfeld liefe. GÖTZ: So tun wir in Tannroda und Teichweiden, In jedem Dorf der Ilm und an der Saale, Daß die an Rhein und Donau uns beneiden, Und wir den andern Stämmen zum Fanale. Den Furor der Teutonen aufzuwecken, Ist dieser Herbst die gottgewollte Stunde, Und bleibt der Herrschaft nichts als das Verstecken, Dann einen wir uns frei zu echtem Bunde. (Beide ab.) |