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Aus »Hermann Sterl. Ekloge«.   Vers 67877 bis 67924

ERSTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Ugol, Solotow. Sterl und Alienor treten auf.

STERL: Die Schlacht ging gut, mein Herzblatt hat gewonnen.
Sie träufte allen Honig in die Seele,
Euch wär gewiß das Blut im Hals geronnen,
Weshalb ich meinen Stolz auch nicht verhehle.

SOLOTOW: Eur gutes Haus in Frieden und in Ehren,
Ich meinte doch, ich käm zum Waffenschmieden,
Statt dessen hör ich frauenfrohe Lehren
Und der Refrain, er dünkt mich nichts als Frieden.

STERL: Hier muß ein grobes Mißverständnis walten,
Daß man der Frau die angestammte Rolle
Zurückgeb, heißt nicht, sie als Vöglein halten,
Daß sie nur sänge und sonst schweigen solle.
Der Herd ist schimpflich nur, wenn die Geschäfte
Sich einzig draußen abspieln auf dem Markte,
Doch konzentriern sich dort die Körpersäfte,
Ist keiner Schrott, den man am Feldrain parkte.
Die Frau befreit nicht der, der sie dem Manne
Anähnelt und beschwatzt mit blöden Rechten,
Denn grundverschieden von der Jagd im Tanne,
Sind Kämpfe, die im Hofe auszufechten.

SOLOTOW: Ihr hört Euch, guter Freund, sehr gerne sprechen,
Und sorgt, daß man um Unterhaltung bettel,
Dabei vergessen wäre ein Verbrechen,
Daß es ums Kreuz geht auf dem Stimmenzettel.
Das wird uns nicht mit Frauenglück beschieden,
Auch wenn im Land die meisten Wähler Frauen,
Weil Frauen die Visionen meistens mieden,
Ists besser, auf das Nähere zu bauen.

STERL: Drum war die Frau, die auf dem Bürgersteige
Das nächste, und ein Wort aus dem Geschlechte,
Hat übertönt die allerhellste Geige,
Sie setze die Bewegung hier ins Rechte.

SOLOTOW: Gewiß half Radio Moskau, daß die Saiten
In jeder Hütte Rußlands hold geschlagen!
Wenn wir uns hier um solches Zeug verbreiten,
Wird die Partei recht bald zu Grab getragen.

STERL (zu Alienor)
Du siehst, die Führung ist im Kern zerstritten,
Umfragen werfen dunkelblaue Schatten,
Und dennoch ist noch gar nichts ausgelitten.
Ach hättst du einen Braveren zum Gatten!

ALIENOR: Ich sorge mich nicht um die Gunst der Menge.
Was gilt sie vor der Frucht in meinem Leibe,
Ich liebe deine unverzagte Strenge
Und hoffe, daß sie stets erhalten bleibe.
Ich will die Themen nun nicht länger lenken,
Auf daß man wieder kehr zum Schwerterklirren,
Wenn Männer über Herrscherfragen denken,
Soll sie dabei kein Frauenaug verwirren.
(Sie geht ab.)