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Aus »Muttermord. Tragödie«. Vers 66222 bis 66285 PROLOG Maik Kluge, Mitte dreißig, im Nadelstreifenanzug. MAIK: Mir wurde es vom Management des Hauses Geheißen, die Besucher zu begrüßen, Was kommen wird, Gescheites, Krudes, Krauses, Mag jeder kommentiern mit seinen Füßen. Ich hab die Rolle nur für ein paar Szenen Und werd dann unvermittelt abgeordert, Drum werd ich mich nicht aus dem Fenster lehnen Zu Zeug, das meine Branche nicht erfordert. Ich bleib mit meinem Vorwort ganz inmitten Der Ordnung, die wir alle trefflich schätzen, Und möcht für unsre Gäste herzlich bitten, Das andre möge keinen so entsetzen, Daß ihm die Cornflakes-Pfunde nicht mehr schmecken, Auch Schöller steht für Aufschwung und Gedeihen, Die Caritas hat weiche Augendecken, Die wir Bedürftgen kostengünstig leihen. Auch darf ich Sie auf jeden Fall bestärken, Ihr Handy leitet Ihres Unmuts Wogen Zu Profis, die sich jede Träne merken. Wir engagierten beste Psychologen. Auch kamen her von Pullach die Berater, Denn brauchts den Helm, sich auf dem Rad zu schützen, Sind härtre Panzer not für das Theater, Damit Sie weiter der Gesellschaft nützen. Ich bin, Sie kennen mich, vom Bankgewerbe, Ich gehe niemals zu Skandalprozessen, Weshalb ich meiner Frau auch was vererbe, Statt meinen Zorn an Stahlbeton zu messen. Ich kann Sie gut beim Aktienkauf beraten, Ich stehe für verläßliche Papiere, Ich mach mir nichts aus angekohlten Braten, Und Dichterschnulzen sind mir bloß Geschmiere. Jedoch Thalia als Kultur-Ikone Gab meine Bank manch Zins und manch Vertrauen, Auf daß im Haus ein guter Wohlstand wohne Wie andernorts bei Freiluft-Modenschauen. Wir wollen uns gemeinsam hier erwärmen, Und Krasses auf der Bühne soll uns raten, Um Kleinliches uns nicht zu sehr zu härmen, Denn Arges spielt sich ab in Schurkenstaaten. Davon gibts viel, und jeder Redner bangte, Er werd sie aufzuzählen nicht gebeten, Wo immer Macht ein Autokrat erlangte, Das Geld wird ihm mit Macht entgegentreten, Denn schließlich ist die Freiheit ihm natürlich, Es fließt wie Wasser, schwebt sogar wie Geister, Und seinem Wesen ists ganz ungebührlich, Erhebt ein Branchenfremder sich zum Meister. Im Stück wird manch Gedanke wach von früher, Mich würds nicht wundern, sagte wer, der stinke. Wems reicht, ich steh beim Cappuccino-Brüher Mit Börsen-News, entlarvt von jeder Schminke. Doch wer sich länger mag am Schrecken weiden, Auch gut, ich hab auch was mit Nervenkitzel, Wir mögen wohl die Büttenrede leiden, Jedoch beim Gelde gibt es kein Gewitzel. Je nach Geschmack, ob kürzer oder länger, Nach Mummenschanz braucht jeder das Reale, Und daß der Weltschmerz keine Seele schwänger, Steh ich als Banker hilfreich vor dem Saale. Doch nun genug von mir als Therapeuten, Dem Vorhang juckts, er will sich endlich lüften, Drum wünsch ich Spaß den angereisten Leuten Und das gewisse Kribbeln in den Hüften. |