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Aus »Muttermord. Tragödie«.   Vers 66779 bis 66830

ZWEITER AUFZUG. VIERTE SZENE


Orhan, Klein. Alex kommt zur Tür herein.

KLEIN: Wer sind Sie Mann? Wer hat Sie reingelassen?

ALEX: Das frag ich Sie. Denn ich bin hier zuhause.

KLEIN: Nun schön, da bitt ich Sie, sich gut zu fassen,
Es war ja ohnehin mal Zeit zur Pause.

ALEX: O Ines! Ist ihr schlecht? Was ist geschehen?

KLEIN: Ich untersuche Mordverdacht. Sie heißen?
(Alex bricht wortlos zusammen.)
Da können Sie, mein Junge, einmal sehen,
Kräftigste Kerle einfach umzuschmeißen,
Ist Sache hier, doch Sie, erwählt, berufen,
Sie thronen arrogant in ihrem Sessel
Und weiden sich am Chaos, das Sie schufen.
Doch wart, wir kriegen jede giftge Nessel!
(Er holt Wasser, und Alex kommt rasch wieder zu sich.)

ALEX: So ist sie hin, die schönste aller Frauen,
Sie hätte mich verlassen, bald, ja balde!
Doch nun ist sie so einsam anzuschauen,
Und ihr Parkett ist fürder nur die Halde.
Ach weh, dich mußten manche Männer hassen,
Doch kann man solchen Götterglanz zerstören,
Muß nicht die Waffe einfach fallen lassen,
Wer spürt, wie deine Augen ihn betören.

KLEIN: Sie haben recht, der Täter kam von hinten,
Die Reize einer Frau sind reinste Gosse
Für einen, der Sataniker-Absinthen
Sich anvertraut und wandelt zum Geschosse.

ALEX: Er mußte blind sein, denn da hängt ein Spiegel,
Sie war dabei, die Augenbraun zu schwärzen,
Grad neben mich heut morgen fiel ein Ziegel,
Da dacht ich, ach, er zielt nach meinem Herzen.

KLEIN: Herrn Kriminalrat Baff ist grade übel,
Ich untersuch und bräuchte Ihren Namen,
Und sagen S’, kennen S’ diesen Unratskübel,
Dens freute, wie Sie diesen Schock bekamen?

ALEX: Das ist der Sohn aus Ines’ erster Ehe,
Verschlossen und er faselt meist ägyptisch.
Der Paß, dem ich nur wenig ähnlich sehe,
Der Meldenachweis ward schon etwas kryptisch.

ORHAN: Sie geben sich, Herr Klein, die größte Mühe,
Verunglimpfend zur Antwort mich zu reizen,
Da sag ich nur, zur Freude ists zu frühe,
Ich werde weiter mit Gefühlen geizen.

ALEX: Versuchen Sie nur nichts herauszukriegen,
Der Bub ist stur und schweigt auch notfalls Jahre,
Versuchte ich den Starrsinn zu besiegen,
So hätt ich gar nichts mehr als graue Haare.

KLEIN: Herr Kluge, Ihr privates Mühn in Ehren,
Die Polizei hat etwas beßre Mittel,
Und vorm Prozeß wird er uns noch bescheren,
Erst Zwölftel und recht bald das letzte Drittel.
Doch bitt ich Sie, ein Weilchen fortzugehen,
Mein Chef wünscht das Verhör an diesem Orte,
Sie gehn doch gern ins Café bei den Schlehen –
Wie wärs mit Cappuccino und mit Torte?
(Alex nickt und geht ab.)