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Aus »Hinz und Kunz. Kabale«. Vers 63888 bis 63995 PROLOG GUGGENHEIMER: Worin der Streit der Zeit und aller Zeiten Besteh, wird viel gemunkelt und gedichtet. Es zählt zu dieser Bühne Eigenheiten, Daß sie darüber unverstellt berichtet, Denn gänzlich anders ists im allgemeinen, Wo Denkgesetze selber ruhn auf Finten, Wem Räusche als die Wahrheitswecker scheinen, Greift immerzu nach Opium und Absinthen. Daß Stoff und Seele sein die Weltenpole, Schien Weisen manch Jahrtausend unverdächtig, Jedoch wer hier der Scheitel, wer die Sohle, Da stritten sich die Schulen laut und mächtig. Den Kindern Abrahams wird offensichtlich Bewegung stets dem Ding zum Gegenstücke, Dies zeigt sich augenblicklich und geschichtlich Und schlägt in Fernstes eine Deutungsbrücke. Sichtbar das eine, aber ungestaltet Das andre, dem Erkanntes hat zu dienen, Der Gott, der aus dem Unsichtbaren waltet, Gibt jedem Ding die Spuren und die Schienen. Ein Kind weiß, daß die Tarnkapp selbst den Schneider Befähigt, einen Riesen zu bezähmen, Des Toren Einsicht lautet hier: Ja leider Kann Unsichtbares selbst das Stärkste lähmen. Drum ist der Welten Hell und Dunkel immer Die Stellung zu dem Auge des Betrachters, Dem Dumpf-Realen mählt sich das Gewimmer, Olympisch tönt das Lachen des Umnachters. Wer dies begreift, begehrt nicht mehr nach Taten, Sein Schlachtfeld ist das Werden der Motive, Denn keiner Müh kann Segen je geraten, Ist nur die Bahn, auf der sie wirkt, die schiefe. Hat Marx gemeint, in Kapital und Werken Sei der Konflikt, in Händen und Fabriken, So wird gewiß ein tiefrer Blick bemerken, Daß sie sich oft zu gleichem Ziele schicken. Das Kapital, das Haus wird und Maschine, Steht wie die Hand im Zwang sich zu verkaufen, Doch unsichtbar ist Hand und Haus die Miene, Die beide läßt nach ihrem Gusto laufen. Man nennts den Zins, der ein geborgtes Morgen, Er wird zur Sucht dem Planen und Ersehnen, Das Unsichtbare kauft die Last der Sorgen, Und sorgt, sie mög sich immer weiter dehnen. Die Kunst, der Kult, der Ritus und das Hoffen Sind unser Feld, denn wer den Wunsch verwaltet, Schaut fröhlich, wie die Früchte sich verstoffen, Und weiß, daß sein Gewinn die Welt gestaltet. Europa ward der ganzen Welt zum Herzen, Was hier begehrt wird, hofft man allerorten, Was hier man hält für heilsam gegen Schmerzen, Dem öffnet man auch anderswo die Pforten. Der Deutsche aber ist der Schlüsselwalter, Weil Nord und Süd und Ost und West sich rühren, Drum muß des Weltwunschs heimlicher Gestalter Zuerst die deutsche Sehnsucht überführen. Dies ist Musik, das Malen und das Bauen, Die Lebensart zu trauern und zu feiern, Das Ziel heißt, daß kein Unterschied zu schauen Im Jüdeln und im umerzognen Meiern. Weltethos und globale Attitüde Sei uns das Wasser, drüberhin zu schweben, Wir brauchen ein Geschlecht, unendlich müde, Das meint, dies wär das eigentliche Leben. Dies ist kein Plan, den ich mir ausgesonnen, Er liegt im Wesen allen Machtgesetzes, Wer Macht begehrt, hat dabei mitgesponnen, Es stürzte, wem zumute, er verletz es. Es braucht nicht Loge, Absprach und Verschwörung, Daß Völker, Sitten und Kulturen sterben, Von selber grad vermehrt sich die Betörung, Weil sie so schlicht und leichthin zu vererben. Wenn meins Zersetzung ist des Dichterwortes, So hob dafür kein Meister seinen Finger, Dies ist grad wie die Spartenwahl des Sportes, Wer dick, der wird nicht Läufer sondern Ringer. Ich tus auch nicht, weil mir Zersetzung Freude, Obwohl die, wenn ich ehrlich bin, vorhanden, Erfolg und Geld sind Grund, daß ich vergeude Die Müh und mach die Litratur zuschanden. Das Publikum wohl zweifelnd will bestreiten, Daß solch ein Werk im deutschen Land gelänge, Der Unglaub hilft mir sehr voranzuschreiten Und unsichtbar zu breiten all die Fänge. Es ist ein alter Trick beim Weiterlaufen, Daß man da ruf, der Dieb sei festzuhalten, Weil wirs verstehn, euch Feinde zu verkaufen, Bleibt alles ganz in unserm Sinn beim Alten. Wir machen euch all die zum Ziel des Grimmes, Die affig Wahrheit oder Treu beschwören, Sind diese erstmal furchtbar und was Schlimmes, Ists Kinderspiel, die Narren zu betören. Es ist nicht wichtig, was da wird geschrieben, Doch welches wird gedruckt und wird verbreitet, Was niemand liest, das ist ein Stein geblieben, Der einem Sumpfe keine Wellen breitet. Die Gilde der Kritik, die dem Verleger Den Hinweis gibt, was dem Geschäfte fromme, Ist seinem Herd gradzu der Schornsteinfeger, Daß er zu Ansehn und zu Wohlstand komme, Drum ists kein Zufall, daß zu dieser Gilde Die Gläubigen des rechten Glaubens strömen, Sie tragen stets den Dollarstab im Schilde, Ob sie in Hessen, Preußen oder Böhmen. Sie eint nur das Programm, reich zu kassieren, Und dies bedeutet, daß die Welt sich ebne, Drum solln die Völker ihr Gesicht verlieren, Bei Deutschen ists inzwischen das Gegebne. |