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Aus »Der Seerosenritter«. Gedichte 1990 Vers 3990 bis 4085 DIE STEILKÜSTE Hier enden die Pfade, Und wer sie betrat, Benennt die Gestade Fahrwohl und Verrat, Hier sinne nicht Walter Auf Hoffnung und Glück, Die See ohne Alter Nimmt alles zurück. Hier birst der basaltne Und eherne Turm, Und alles erhaltne Sind Woge und Sturm, Hier gibt es nur heute, Einst war und einst sei Sind Traumschutt und Beute Im tosenden Brei. Bei Sträuchern, entlaubten, Bei Möwengekrächz Den Traum zu behaupten Des Menschengeschlechts, Erfährt den von Schauern Gegerbten Altar Ur-Taumeln, Ur-Trauern Mit rotblondem Haar. Wer stand auf den Klippen? Sind Sturzflut uns Kamm Den schwellenden Lippen Nun Heimstatt und Hamm? Und führte die Welle Das stürzende Tor Stromaufwärts zur Quelle, Die allem zuvor? Bei ihren Geräuschen Noch schlummert April, Die Tage zu täuschen, Die sein, ob er will, Ob er sich ermanne In Forst und Revier, Ob weiter im Tanne Der Winter regier. Er mag sich noch zieren, Er mag seinen Traum Erst später verlieren, Die See rührt es kaum, Hier wird keine Wende Dem Schicksal, Bestand Der Front nicht, kein Ende Der Not, die sie bannt. Wer hierhin sich fügte, Macht niemandem kund, Welch Gott ihm genügte, Welch Liebwort dem Mund Im schallenden Lachen, Im Weinen entflieht Und ob ihm zum Drachen Die Schlange geriet. Der Pfad brach, die Gerte, Und keiner mehr weiß, Woher seine Fährte, Wohin sein Geheiß, Er ließ keine Zeichen, Er war nur ein Traum, Sein Werden, sein Weichen Bleibt spurlos im Raum. Kein Lenz ihn entfaltet, Kein Herbst schickt ihn heim, Die Schaumkrone waltet Im eigenen Reim, Wer sie und das Wehen Des Westwinds gefreit, Sein Kommen, sein Gehen Nicht achtet die Zeit. Hier sind selbst die Pforten Des Traums, Truhe, Schrein, Gelöscht, Welle, Worten Abhold, wiegt sie ein Zu Wellen-Verwandten, Einander so fremd Wie Sand allen Sanden, Die See angeschwemmt. Sie funkeln und gären, Doch tiefern gewinnst Aus keinem, sie nähren Kein Pforten-Gespinst, Sie sind sich verfallen Wie, weltabgekehrt, Ein Gott, der sich allen Selbstherrlich verwehrt. Hier enden die Pfade, Doch wer sie beging, Verläßt ihre Gnade Und schmiedet den Ring: Die Waage, die Welle, Die türmt und vertut, Das Tor an der Quelle Und Sturz in die Flut. |