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Aus »Der Seerosenritter«. Gedichte 1990 Vers 3801 bis 3941 DIE BURG DER GEFAHREN Nimm das zerbrochene Schwert, Frag nicht, ob Taten dich achten Oder der Gott, dem sich schlachten, Andere Waffen begehrt. Heische nicht Rüstung und Pferd, Rühre die Erde mit sachten Schritten, von blau überdachten Lüften mit Sanftmut versehrt. Dein sind nicht Heimkunft und Herd, Ruhm und Triumph nicht dein Trachten, Wenn sie die Blutgrube schachten, Wahr dein zerbrochenes Schwert. Ares, der fortgeht und kehrt, Wird dich mit Blindheit umnachten, Wenn seine Jünger verschmachten, Wirst du mit Bronze geehrt. Er, der mit Flammen verzehrt, Will, wenn die Sturmwind-Entfachten Leiber und Landschaft verlachten, Dich mit zerbrochenem Schwert. Die im Getümmel durchspeert, Werden dein Auge befrachten Und dein Alleinbleiben pachten Sprachlos und nackt und bewehrt. Blut, das dich bannt und ernährt, Dem die Gestalten entwachten, Das die Jahrhunderte brachten, Das dir die Väter vermachten, Rinnt vom zerbrochenen Schwert. Laß Schild und Schar Und stell dich bloß, Denn die Gefahr Ist wappenlos, Die Erde brich Mit Kreuz und Pflug, Die Burg, wenn dich Die Lilie trug. Der Richtung bar, Müh Meer und Land, Denn die Gefahr Ist unbekannt Und auch, woher, Wohin er ging, Der Ritter, der Die Otter fing. Die Pfeile spar Und folg dem Stern, Denn die Gefahr Ist sagenfern, Doch faß den Speer Und tu genug Der Burg, wenn er Die Lilie trug. Kein Hochaltar Bekränz den Bund, Denn die Gefahr Ist ohne Grund, Aus Laub und Lehm Dein Lied erkling Dem Ritter, dem Die Otter fing. Vergiß, was war, Ob hehr, ob schlicht, Denn die Gefahr Vergleicht sich nicht, Die Burg bewein Im Funkenflug, Wenn sich allein Die Lilie trug. Dann bring dich dar, Im Ginster ruh, Denn die Gefahr Bist einzig du, Legenden gehn Im Ried, im Ring Vom Ritter, den Die Otter fing. Der Gott, der dein Walten Geträumt auf der Fahrt, Da Lethe zu kalten Kristallwäldern ward, Zu eisigen Grotten, Der Sonne unfroh, Wird wieder vergotten, Was nachthin entfloh. Er stieß seine Lanze In morsches Geblink, Er setzte das Ganze, Unherrlich und link, Er bot sein Gedächtnis Der Schmelze zum Raub Und ließ sein Vermächtnis Dem fragenden Staub. Was ließ sein Versinken Im irrenden Hall Des Stoßes, welch Winken Verbirgt sich im Fall? Er hat nichts verraten, Er hat nur geruht, Er braucht keine Taten, Er braucht keinen Mut. Er fragt nicht, zu fragen Beginnt sein Gedicht, Gesponnen aus Tagen Von Schatten und Licht, Aus Rufen und Schweigen Im rieselnden Sand, Mit Stolz und Verneigen An Erde gebannt. Sag, träumend Geträumter Und selber die Sphinx, Sind Lebens Verleumder Gespiegelt wir rings? Wird Schlaf aus Erwachen, Ist Wachen Schlafs Frucht? Und werden wir lachen Am Ende der Flucht? Wo werden wir walten? Des Sommers Geheiß Versuchte die alten See-Götter in Weiß, Uns, wälderwärts wärmer, Hat keiner entdeckt, Da mindere Schwärmer Die Doppelaxt schreckt. Und bot uns die Schlange Im prunkenden Herbst So unendlich lange Die Spur, die du färbst Mit ihren Metallen Und all deinem Blut, Mit Träumen, mit allen, Ob schrecklich, ob gut? Nicht wirst du es sagen, Der Gott ist erwacht, Es hat ihn verschlagen In tiefere Nacht, Die Lanze zu wahren, Im Glanz, den er trinkt, Die Burg der Gefahren, Aus der er dich winkt. |