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Aus »Der Seerosenritter«. Gedichte 1990 Vers 4437 bis 4520 DER SEEROSENRITTER Als Solitär in Wappenschmuck und Stand Gleicht er dem Auge am Verderbnis-Strand, Hier retten nur der Dost und der Dorant Vorm Lockruf und der Wassergeister Hand. Die Nymphe, die aus Moor und Moder singt, Sie äugt durch Zeit und Ewigkeit, beschwingt Vom Aleph, das den Weltenanfang bringt Und durch die Zeichen zu sich selber dringt. Was er im Schilde führt durch Fahr und Lust, Mischt er dem Knaster und im Rauch der Brust, In ihm sind Tat und Schläfrigkeit bewußt, Daß du nicht Mai und Julfest trennen mußt. Dich macht kein Habitus zum Schwertgenoß Des Ritters, der nicht Rat begehrt noch Troß, Der hohe Ort mit Graben, Wall und Schloß Ist wie ein Traum, der mit der Nacht zerfloß. Doch wie zuende rechnet Platons Jahr Wird mancher Himmel wolkenlos und klar, Für seine Kunft sei du der Abend-Aar, Daß gelte, was in Gott schon immer war. Du schaust, wenn dich der Mittagsglast beschwert, Den schweren Reiter auf dem schwarzen Pferd, Doch dies bleibt nur Gesang, für ihn nicht wert, Daß er als Gast in deinen Garten kehrt. Er waltet sein im stillesten Gericht, Er wägt, doch er verwirft das Leichte nicht. Er ist der Schimmer, der Poseidon bricht, Den Wellen Reim, darin die Natter spricht. Noch liegt sein Stern von andrer Welt verdeckt, Noch schweigt die Stunde, die sein Haupt erweckt, Doch wenn die Häfen sein Gebieter schreckt, Zerreißt der Horizont, der ihn verdeckt. Ob Gnade fänd vor ihm das deutsche Land, Das sich verlor und noch nicht wiederfand? Als Solitär in Wappenschmuck und Stand Gleicht er dem Auge am Verderbnis-Strand. Lichtaug, umblaut, Blust überm Sumpf, Tränen-betaut Rottet der Stumpf Donars, von Wahn Eisern gefällt, Aber der Schwan Rettet die Welt. Wie einst vom Nord Delos erschien, Hütet der Hort Glimmenden Kien, Knaster-entflammt, Schaust du das Meer, Jegliches Amt Kommt von dorther. Seerosenblatt Tröstet das Aug, Bis das Geschatt Weicht von Arnshaugk, Bis uns die Bris Blustarom-schwer Thuleher blies Den Solitär. Frisch ist sein Schritt, Froh ist sein Mut, Führt er den Schnitt, Zeigt sich kein Blut, Pflanzenhaft grünt Welt, der er reift, Die er entsühnt, Eh sie begreift. Fest wie der Stiel Unter dem Blust Schenkt ihm das Ziel Freude und Lust, Da er gefeit, Wird es ihm leicht, Daß ihm die Zeit Folge zur Beicht. Trinke den Hauch Seiner Gestalt, So wie der Rauch Pfeifen entwallt, Wird seine Hand Richten die Not, Wenn dieses Land Sichtet das Boot. |