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Aus »Laudine. Minnespiel«. Vers 55793 bis 55848 PROLOG EDELKNABE: Das Stück, das meiner Herrin zu gefallen Gedichtet ward und heute wird gegeben, Mag Augen, den verwöhntesten von allen Erscheinen als ein längst verwehtes Leben, Doch möcht ich euch den Grabesruch vertreiben, Nichts Antiquiertes, kein Histörchen wollen Wir dieser Bühne ins Programmheft schreiben Und grad wie bei den Ritterspielen tollen. Es geht hier nicht um Rüstung, Helmbusch, Schwerter, Nicht um die Bräuche in vergangnen Zeiten, Es geht ums Glück, das allen Menschen werter Als alle Mühn, die sie sich drob bereiten, Das Glück der Lieb, das alle seine Kelche Aufschlagen kann, eh sie im Gram verwelken, Der Nase nach, und auch das Ohr hat welche, Die Augenlust des Jove preisen Nelken. Wenn hier von Minne fürder wird gesungen, So meint das Wort die Zartheit, die dem Herzen Wohl eignet, das, von einer Wahl durchdrungen, Zu Licht wird wie des Doms bescheidne Kerzen. Die Wahl frommt stets der Jugend, die das Ganze Im Blick hat und nicht Kaufmanns Winkelzüge, Sie schleudert weit und rückhaltlos die Lanze Und fürchtet nicht des Sommerhimmels Rüge, Sie ist im Herzen frei und kann verschenken, Sie reitet auf dem Sturmwind zu erobern, Sie braucht nicht des Vergangenen zu denken Und scheut sich nicht vor Tadlern und vor Lobern. Und doch wird sie zurecht der Reife weichen, Denn sie verspielt, was ihr so leicht gefallen, Dann muß sie im Gerausch der alten Eichen Den Schlüssel finden in die holden Hallen. Der trägt sie niemals in des Pfeiles Weise, Nicht stürmisch noch im Glanze stolzer Schimmel, Wer sich bewährt, vollbringt die Minne leise Und Demut heißen Schlachtroß ihm und Himmel. Denn reif zu werden, heißt dem Herrn befehlen Die Wege und die Weiser und die Brücken, Das Heil ist nicht zu zwingen und zu stehlen, Und was dir frommt, gibt sich aus freien Stücken. Doch dient das Stück nicht nur allein den Questen Des Ritters, der der Herrin Huld geschworen, Denn wär von Fraun sie eine zwar der besten, Wär gleichwohl manches Wort zu viel verloren: Sie ist viel mehr, sie steht für eine Seite Des Daseins, der, versiegt, die Welt verdorrte, Sie hat am kleinsten teil, an aller Weite, Sie formt dem Dichter und dem Mimen Worte. Sie sprudelt, und so nennt man sie die Quelle, Das Wasser, dem das Leben ausbedungen, Sie ist der Spiegel, ohne den das Helle Blieb stumpf und rauh wie Wüsten-Dämmerungen. Drum, wenn du meine Herrin bleich und röter Erschaust, vergiß in menschlichen Belangen Die Göttin nie, der front der Drachentöter Und all die Minner, die seither gegangen. |