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Aus »Laudine. Minnespiel«. Vers 57205 bis 57261 DRITTER AUFZUG. VIERTE SZENE Laudine und Lunete kehren zurück. Fanfarenstoß. Die Ritter brechen wieder zwei Lanzen. Dann springen sie vom Pferd und gehen erhobenen Schwertes aufeinander zu. GAWAIN: Im Lanzenreiten ist nichts zu entscheiden. Drum möge unser blankes Eisen kosen, Daß Streit nicht länger Fraun und König leiden, Und wir uns Ehr und Untergang erlosen. IWEIN: Verunziert eure Kraft den Schild zum Fetzen, So findet auch den Halbmond eure Klinge, Die ältre von den Nichten wird es schätzen, Daß euch der letzte Natterbiß gelinge. GAWAIN: Wie soll der Ebersohn mit Rätseln fechten, Da ihn der Halbmond mahnt an den Gefährten? Ein Mutterauge wollt mit Nattern rechten, Wo Siegel das Verletzlichste bewehrten. IWEIN: Verletzlich ist der Liebende im Bette Noch ärger als die Reinliche im Bade, Wenn Lieb Pelleas noch ein Stückchen hätte, Wärs ihm um die Gelegenheit nicht schade. GAWAIN: Ihr wißt um meine Liebesabenteuer, Wie einer nur, dem ich die Schmach gestanden, Drum seid ihr ohne Zweifel mein Getreuer, Der sprach vom Mal an seinen Rippenbanden. IWEIN: So ists, und ihr in fremder Eberlarve Wart mein Geleit in frohn und harten Zeiten, Doch soll allhie der Klingentanz, der scharfe, Der Brüderschaft den Todestrank bereiten. HEROLD: Die Streiter wie die Kläger und die Zeugen Der König bis zum Mittag ruft zur Pause, Eh eine der Partein sich hat zu beugen, Der davor wie vor Schmach und Ungnad grause. GAWAIN: Wir wolln den König suchen und befragen, Ob da ein Ausweg sei im Bruderstreite, Denn daß die Weisheit wüchs in solchen Lagen, Hoff ehr ich, eh ich ganz ins Dunkel schreite. (Mit Iwein ab.) LUNETE (zu Laudine): Nur kurz gebremst sind Schicksals Dornenwege, Der Löwenritter ist des Tods schon inne. Schwört mir, o Herrin, daß ihr ihm zur Pflege, Daß er die Minnehuld zurückgewinne. LAUDINE: Nicht nur, daß er sich königlich geschlagen, Auch den geraden Sinn muß ich erhören, Drum sei mirs ernst, dem Hoffen und dem Wagen, Den Beistand bei dem Minneglücke schwören. LUNETE: Geht vor den König um dies zu beeiden, Daß Frohwort ihn erfrische im Gemüte, Noch kann der Tag von Schmerz und Trübsal scheiden, Drin sich Verzweiflung um das Recht bemühte. (Laudine nickt. Lunete winkt Lanzelot herbei.) Herr Ritter, bitte führt zum König diese Dame, Sie sah den Kampf, der wogte lang und bitter, Sie möchte, daß erlöst von seinem Grame Und wieder heiter sei der Löwenritter. LANZELOT: Ich werd Pelleas bitten, euch zu frommen, Ich war zu lange fort, als daß sichs schickte Nun gradenwegs mit fremder Sach zu kommen, Eh mich der König selber ganz erblickte. (Geht kurz zu Pelleas und kommt mit diesem zurück.) PELLEAS: Ja, hohe Frau, Verwandte der Nimue, Der ich zu jedem Dienste bin verbunden, Wie Hermes flügle ich mir meine Schuhe, Dem König eure Absicht zu bekunden. |