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Aus »Laudine. Minnespiel«.   Vers 56727 bis 56814

ZWEITER AUFZUG. FÜNFTE SZENE


Nimue tritt auf im blauen Gewand mit einer Burgunderhaube. Beides ist mit silbernen Halbmonden besät. Ebenso der Stab, den sie in der Rechten trägt. Bei innerer Bewegung bewegt sie den Stab. Dann erscheinen Moor-Irrlichter im Hintergrund.


Iwein und der Löwe, Nimue.

NIMUE: Sieh einer an, der Löwe ward zum Knechte!

LÖWE: Zur Stunde der Gefahr gabs nichts als Blasen
In Schlick und Schlamm vom wäßrigen Geschlechte,
Und jetzt nennt das Gequak die Kämpfer Hasen.

IWEIN: Du solltest derart nie die Frauen schelten,
Auch wenn sie spitzen Munds die Taten pönen,
Mißachte nie den Rat der Schattenwelten,
Denn schäbig fahlt das Licht, das bar der Schönen.

LÖWE: Die Schönheit der Natur weiß ich zu schätzen,
Doch die Magie ist Ärger mir und Blendung,
Und Hexen, die da Buchenstäbe wetzen,
Verderben aller Ritterschaft die Sendung,
Gedenk Merlins, den in die Weißdornhecke
Gebannt die Arge, die ihn so umschmeichelt,
Ich schlief wohl gern auf meinem Laubichtflecke,
Wär nicht der Wald vom Drachenbrand enteichelt.

IWEIN: Du sagtest jüngst, dem Tiere sein die Mythen
Verschlossen, drum bemüh dich nicht um Sagen,
Der Ritter soll die Ehr der Frauen hüten,
Als ging es seiner eignen an den Kragen.
(zu Nimue):
Nun Edle sprecht, was führt zu später Stunde,
Solch feine Damen in das Haus der Schlächter,
Seid sicher, daß wir ernsthaft eurer Kunde
Und stets der Tugend und des Mitleids Wächter.

NIMUE: Ich bin nicht bar des Beistands und des Mannes
Und ich begehr von euch nicht Schutz und Rache,
Gewappnet unterm Mondgeleucht des Bannes
Ist Frieden lang schon unter meinem Dache.
Ich hörte nur, daß ihr zur Artusrunde,
Mögt ziehn, und hoff, ihr könnt Pelleas schauen,
Daß ihm von meinen Einsamkeiten Kunde,
Die mählich mir verunziern Wang und Brauen.

LÖWE: Pelleas hat sie bös mit Haß geschlagen,
Daß er Arcade, die in Liebe schmachtet,
Für immer hat verbannt aus seinen Tagen,
Daß sie verwelkt und nach dem Grabe trachtet.
Sie spinnt durch Nacht und Nebelfrühen Ränke,
Und hinterläßt ein Meer von Schmerz und Träne,
Drum keinen Wimperschlag den Reizen schenke,
Verhüll dein Haupt im Gold der Löwenmähne.

IWEIN: Es schweige mir die Klage und der Hader,
Ich hab genug von dämmrigen Geschichten,
Und öffnet sich Arcane selbst die Ader,
So ist Nimues Schuld dies doch mitnichten.
Nicht diese hat Pelleas abgewiesen,
Um ihn zu spotten, noch Gawain verführet!
Bewahr dir deine Ehrsucht für die Riesen,
Eh solcher Mißmut werde hier geschüret!
(Pause, dann zu Nimue):
Ich weiß nicht, was da heut in ihn gefahren,
Mag sein, ihn ritzte eine Drachenzacke,
Und Tränen Teufels, die vergiftet waren,
Verharzten sich im Hirn zu solcher Macke,
Hört einfach weg, es ist mir große Ehre,
Für euch die strenge Mahnung zu verbreiten,
Es ist Pelleas sicher Nutz und Lehre,
Erfährt er eure Traurigkeit beizeiten.
Da wir uns grad so unverhofft begegnet,
Bitt euch ich auch um eine Grußeskunde,
Ich denk die Geister, die das Feuchte segnen,
Versammeln sich gelegentlich zur Runde:
Laudine, Herrin am verborgnen Borne,
Sagt, wenn ihr sie an frohem Tage treffet,
Sie richte ihren Huldenblick nach vorne,
Das Schattensegel sei recht bald gereffet,
Ihr Glück gedieh, entsagte sie dem Schmollen,
Denn keiner Frau ihr Lehnsmann sich verfügte,
Und große Dinge noch geschehen sollen,
Wenn für die Schuld die Tilgung nicht genügte.

NIMUE: Da muß ich dich enttäuschen, holder Recke,
Ich tät euch vieles gerne zu Gefallen,
Doch gelb blüht dort die Oleanderhecke,
Der Bach führt tropisch warm jetzt Würfelquallen.
Ich brächte jedem Wasserwesen Grüße,
Ob Seestern, Muschel, Krabbe und Languste,
Doch dorthin wagt sich nimmermehr das Süße,
Denn jeder Gruß zerspellt an dieser Kruste.

IWEIN: Ich ahnte es, doch mögen Tage kommen,
Da sie die Wehmut faßt am goldnen Schopfe,
Ihr würdet meinem Wunsche trefflich frommen,
Behieltet ihr mein Wort im Hinterkopfe,
Denn das Geweb des Lebens läßt nicht schauen,
Was für ein Tag wird kommen noch und gehen,
Ins Ungewisse heiß ich euch vertrauen,
Bereit zu sein und weiter dann zu sehen.

NIMUE: Dies will ich gerne hoffen und bewahren
Den Gruß, bis er bereit ist auszufliegen,
Das Glück mög sich mit euren Wegen paaren,
Und euer Schwert soll wetterleuchtend siegen.