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Aus »Musendämmerung. Tragödie«.   Vers 54168 bis 54195

ERSTER AUFZUG. ERSTE SZENE


Alexandria im Jahre 415. Im Palast des Statthalters. Ein Empfangszimmer mit bequemen Möbeln. Die Palastwache bringt zwei Gefesselte herein, ein Hauptmann spricht zu ihnen.


Ajax, Teukros, Hauptmann, Wachen, Sklavin.

HAUPTMANN: Nehmt den Gefangnen Fesseln, dem Präfekten
Nicht wohl bei steifer Sprache ist und Striemen.
(zu den Gefangenen):
Wird unsichtbar, was Eisentürn bezweckten,
Wagt gleichwohl einzig Dinge, die sich ziemen.
(Eine Sklavin bringt Obst und einen Krug Wein.)
Und hier erlabt euch, daß ihr nicht geschunden
Und müde ausseht und euch so verhaltet,
Wohl möglich ists, ihr gehet ungebunden,
Weil unser Herr mit großer Weisheit waltet.

AJAX: Ich fürchte, diese Müh ist ohne Fruchten,
Führ besser die Geschlagnen er zum Henker,
Wer sich verfing im Netz der Häuserfluchten,
Macht auch nach sanfter Rede keinen Schwenker.

HAUPTMANN: Ich führe nur Befehle aus und rate,
Was billig mir erscheint und meiner Ruhe,
Doch säum ich nicht, ist es gewollt vom Staate,
Daß ich persönlich die Enthauptung tue.

TEUKROS: Nun beiß nicht in die Hand, die frische Früchte
Kredenzt, der Hunger würgt uns alle beide,
Und ehs geschieht, daß uns der Atem flüchte,
Gibts wenig Not zu unverlangtem Leide.

HAUPTMANN: Lauscht einzig auf den Willen des Präfekten
Und nach den Wegen, die euch frei zum Nutzen,
Und zweifelt nicht, bei Trickserein, versteckten,
Hat er die Macht, die Flügel euch zu stutzen.

AJAX: So seis! Wir wollen lauschen, sehn und nicken,
Auch wenns von Pluto kaum zu unterscheiden.
Höchst seltner Wunsch, nach unserm Rat zu schicken,
Denn aus der Mode sind doch längst die Heiden.
(Die Gefangenen rekeln ihre Gelenke und beginnen zu essen, der Hauptmann und die Wachen gehen ab.)