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Aus »Musendämmerung. Tragödie«.   Vers 55061 bis 55120

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Jakob, Ajax.

AJAX: Was macht der Händler an der großen Schule?

JAKOB: Hypathia sucht nach neuen Allianzen,
Denn Arges braut sich in der Schweinekuhle.
Ich schwieg gar viel zu lange zu dem ganzen.

AJAX: Nun besser spät als nie am rechten Ufer!
Ich hielt die Juden stets für unbetroffen
Vom heilgen Krieg der Wider-Götzen-Rufer.
Nun sei mein Ohr für neue Töne offen.

JAKOB: Sie wollen alle Völkerschaft vernichten,
Die Griechen, die Ägypter, die Germanen,
Und keiner soll mehr Iliaden dichten,
Wenn sie sich Raum zu ihrem Weltreich bahnen.
Da wärs ein Trug und frevlerisches Träumen,
Zu meinen, daß den Juden sie verschonten,
Sie werden unser Volk beiseite räumen
Und ganz allein in unserm Tempel wohnen.
Dies weiß ich, also müssen alle Stämme,
Ob feindlich sonst, zusammenstehn und wehren
Den Mitleidstrick der schwarzen Echsenkämme,
Die alles was uns wertvoll scheint entehren.

AJAX: Ists wirklich so? Zwar sehe ich Tendenzen
Zum Machtrausch, zur Kontrolle der Gemüter,
Doch hält sich die Verfolgung sehr in Grenzen
Seit Jahrn und niemand greift an unsre Güter.
Zwar ist die Vorsicht stets ein guter Rater,
Doch Panik führt zu unbedachten Schritten,
Drum lausche auch Empedokles am Krater
Zunächst auf das Vermächtnis eines Dritten.

JAKOB: Orest hat sich von Petros, diesem Hetzer,
Beschwatzen lassen, euch den Mund zu stopfen,
Der Bischof meint, ein neuer Zeichensetzer
Soll die Gedanken dieser Stadt vertopfen.
Dies deutet ganz auf blutige Exzesse,
Versicherungen kauft man schon statt Schiffen,
Hypathia nur mit galliger Noblesse
Hat diesen ganzen Ernst noch nicht begriffen.

AJAX: Der Petros? Dieser kleine dumme Kläffer,
Der soll im Ernste den Orest beschwatzen?
Ich glaubs nicht, denn nur Nasen reizt der Pfeffer,
Und einen Adler lockt man nicht mit Spatzen.
Ich werd Hypathia fragen in der Sache,
Und dann bei dem was nötig ist nicht wanken,
Doch eh ich mich in ihren Tempel mache,
Möcht ich ganz herzlich für die Warnung danken.

JAKOB: Hypathia, ja, es ist mir mehr als peinlich,
Recht unschick hab ich mich bei ihr benommen,
Sie führt ihr Haus gewissentlich und reinlich,
Ich suchte Protektion hier zu bekommen.
Dies hat sie mir verübelt, drum erwähne
Die Quelle nicht, die euch Gefahr verraten,
Sonst hält sie für das Liebeslied der Schwäne
Die Nachricht, die gebracht von solchem Paten.

AJAX: Ja, das Geschäft! Das kann sie nicht vertragen.
Ich dank für eure Offenheit, verschweigen
Werd ich den Bringer der geballten Klagen
Und mich nur einfach unterrichtet zeigen.
Wir bleiben in Verbindung, abzustimmen
Sind sorgsam alle Finten und Gerüchte,
Im braven Karpfen seh ich Gluten glimmen,
Daß er sich einen ganzen Haifisch züchte.