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Aus »Orpheus. Tragödie«. Vers 52382 bis 52429 PROLOG OIAGROS: Der tiefsten Weisheit hab ich mich verbunden, Kalliope, mir Gattin, gliche keine, Und doch hab ich nur Nacht und Gram gefunden Im Federkiele und im Taxushaine. Mein erster, Linos, starb im jähen Zorne Des Helden, den er sorglich unterrichtet, Und so gedieh der Schriftstand mir zum Borne, Der seinen Wart mit Überschwang vernichtet. Dem zweiten bracht Apoll die Hermesgabe, Darin der Bote, dem die Führung eigen, Uns kundtut, daß er ganz die Seele habe, Daß alle Müh ein ewiges Verneigen. Denn wenn auch der Berufne hold erschüttert Die Herzen selbst der allerstummsten Dinge, Ist doch der Honig, den er rings verfüttert, Ein Schatten und zuletzt die feste Schlinge. Ich will dem Stück, das heute wird gegeben, Mit meiner Vorred keine Spannung rauben, Doch jeder prüfe selbst im eignen Leben, Ob wir mit Recht an Göttergüte glauben, Denn die Geschenke und grad recht die Leier Sind voller Zwiespalt, und im letzten frommen Sie Hohn, der echot wider unsre Feier, Und besser wärs, man hätt sie nie genommen. Musik, die Lethe schenkt für Gut und Böse, Hat freilich beides sehr wohl im Gesinde, Drum glaube nicht, daß sie die Sorg uns löse, Und Schlüssel sei, daß man das rechte finde. Ob sie mit großer Kunst wird dargeboten, Sagt viel zu dem Objekt, das zu verführen, Manch Korn ist nur mit Hartgestein zu schroten, Und manchem Ohre luftigste gebühren. Ich halt es nicht mit den Pythagoräern, Nach denen Welt ein Schattenriß der Quinte, Ich halt es lieber mit bekrallten Spähern Und Feldherrn, denen bloß ein Weib die Finte. Denn alle Reiche ruhn auf Tun und Taten, Nicht auf der Harmonie und dem Entzücken, Und daß der gute Abend wohlgeraten, Heißt es am Morgen traben und sich bücken. Die Kunst ist mir ein Kraut, das zu dosieren Der Wohlgeratne weiß wie Pilz und Same, Nichts gegen Flöten, Tanzen und Posieren, Jedoch dem Leerlauf traut allein der Lahme. Den Autor dieses Stücks wirds wohl verdrießen, Wenn ich die Musen in die Schranken weise, Doch mög ein jeder für sich selbst beschließen, Ob meine Stimme hier zu laut, zu leise. |