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Aus »Punisches Lied. Tragödie«. Vers 48437 bis 48492 PROLOG HEBE (mit Krug und Schale): Dem Publikum, das zwischen Tag und Schlummer Zu lauschen kam zu diesen Bühnenbrettern, Befahl der Autor mir zu meinem Kummer, Vorm Vorhang die Begrüßung zuzuschmettern. Das Alter dieser Welt wird oft den Stufen Im Lebensalter Sterblicher verglichen, Und jeder Zeit ein Himmel wird gerufen, Der leuchtet und ist dann sehr bald verblichen. So steht für frühstes uns der Erosknabe, Der blindlings schießt in alle Horizonte, Doch dann verläßt der Größere die Wabe Und wagt sich voll Verheißung ins Besonnte. Da ist noch alles unstet und voll Böen, Der Glaube mächtig, die Erfahrung windig, Die Gründe stehn stets nahe bei den Höhen, Beflaumen sich die Wangen pickelgrindig. Man nennt mich Göttin mit den Rosenwangen, Erwachen, erster Streit und erste Liebe, Von Dunkel ist die Zukunft ganz umfangen, Doch ungezähmt entpuppen sich die Triebe. Vor Troja warn die himmelsmächtgen Paten Noch mittendrin, dann zogen sie die Schnüre Ehr abgedunkelt, daß den Menschentaten Es merklich nicht mehr, wer sie plan und führe. Wer »punisch« hört, der denkt gleich an die Kriege, Die dieses Land ins Sagendunkel stießen, Hier geht es um die Stifterin, die Wiege, Die Byrsa, draus so viele Brünnlein fließen. Wie jedem Ja ein Nein ist eingeschlossen, So ist auch dies Geleucht nicht ohne Schatten, Der Juno hold, die Fremdes nie genossen, Hielt unsre Stifterin dem toten Gatten Die Treue, bis sie Pluto selber schwärzte. Dies kreuzte Venus' Hoffnungen und Pläne, Und daß sie sich zu keinem Mann beherzte, Weint unterm Fluch der Spätre seine Träne. Das »spät« ist stets ein Zeichen für Bezüge, Was einem spät, ist anderem die Frühe, Drum folgt ins Labyrinth der frühen Flüge Und macht euch mit dem Ungewohnten Mühe. Denn nichts was jemals Tat wird und Vermächtnis, Ist gänzlich tot, wie auch die Götter dauern, Was ausgemerzt Beachtung und Gedächtnis, Kann morgen schon als Sphingenfrage lauern. Natürlich soll das Publikum auch lachen, Wir wollen keine Langweil hier im Saale, Sonst heißts, die Bühne wäre zuzumachen, Weil keiner sie besucht zum zweiten Male. Doch freilich, ist es oft ein herbes Lachen, Dies werde nicht geschönt oder verschwiegen, Denn so Tragödien sind gar heikle Sachen, Darin die Besten Arg und Unbill kriegen. Doch nun genug geschwätzt und angedeutet, Genug geraunt, beschwichtigt und gewogen, Der erste Aufzug sei nun eingeläutet, Wo alles gärt und wo sich spannt der Bogen. |