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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49038 bis 49121

ZWEITER AUFZUG. VIERTE SZENE


Dido, Aeneas, Askanius.

DIDO: Kaum ist sie weg, da nahen schon die Gäste,
Dies ist ein Tag mit eng gestrickten Maschen,
Im Auge sind vom Schlafsand mir noch Reste,
Ich kam nicht mal dazu, ihn auszuwaschen.

AENEAS: O Fürstin, die mir Timon wohl empfohlen,
Ich danke euch für Speis und Trank am Hafen,
Die Dürre schlug schon Spalten in die Bohlen,
Wie gut, daß wir beherzte Hilfe fanden.
Dem Vater war der Aufstieg zu beschwerlich,
Er weidet sich am Anblick der Lagune,
Der Timon sprach, ihr schautet recht begehrlich
Und wäret doch die Minnemacht-Immune.
Mit eignen Augen schau ich nun die Schöne,
Die ganz gewiß recht viele Männer preisen,
Doch daß ich ihre Gattentreue pöne,
Will ich mit allem Nachdruck von mir weisen.
Ich hege für euch eines Sohns Gefühle,
Der arg gestrandet kehrt aus bösem Spiele,
Und bin beglückt und dankbar dem Asyle,
Von solchen hats auf dieser Welt nicht viele.
Mein Sohn, der aufwuchs zwischen Blutvergießen
Mög hier des Friedens Wohlstand kennenlernen,
Wo Feigen stehn und kühle Brunnen fließen,
Da steht das Beste in den Wandelsternen.

DIDO: Ich danke sehr für eure Komplimente,
Ich hoff, ihr findets an dem Hang gemütlich,
Dem Göttersohn gewähr ich gerne Rente,
Ich hoff, die seinen tun sich daran gütlich.
Wir möchten mit den Göttern allen Frieden,
Unachtsamkeit macht leicht sie unbehaglich,
Daß Segen uns und ein Gedeihn beschieden,
Das haben wir nicht klagbar und vertraglich.

AENEAS: Ich will für euern Hof und eure Küste
Und auch die Schiffe, die da fahrn und landen,
Erflehen Glück und allerschönste Rüste,
Die Feinde eurer Wohlfahrt sein zuschanden.

DIDO: Ich steh im Eid, doch wage ich zu sagen,
Daß nie ein Recke macht das Herz mir frischer,
Ihr scheint ein Anfang von gewognen Tagen
Und aller Schrecken gütiger Verwischer.

AENEAS: Solch hohes Wort ist neu für meinen Panzer,
Und gibt dem Herzen Hoffnung zu gesunden,
Ihr scheint mir eines zarten Kräutleins Pflanzer,
Das ranken will und Freundeshuld umrunden.

ASKANIUS: Wenn mir erlaubt, hier dreist hereinzuplatzen:
Ich such hier nicht nur Frieden, Ruh und Futter,
Ich such ein Haus mit Mäusen und mit Katzen,
Und mittendrin steht eine gute Mutter.
Die Dame, Vater, hat ein liebes Lächeln,
Ich würde gerne ihrem Arm vertrauen,
Um nicht mehr hilflos in den Wind zu fächeln
Und dem Verlornen müde nachzuschauen.

AENEAS: Großmutter soll sie sein, mein lieber Junge,
Auch wenn sie Jugend zeigt in allen Reizen,
Scheint sie dir Mutter, beiß dir auf die Zunge,
Denn du sollst fürder mit dem Worte geizen.

ASKANIUS: Das kann ich nicht verstehn und nicht begreifen,
Ihr sagt doch, daß die Dame euch gefalle,
Warum noch weiter durch die Meere schweifen,
Wenn hier das Beste rumsteht für uns alle.

AENEAS: Verzeiht o Fürstin, nicht vorauszusehen,
War dieses Knaben unverhoffte Meinung,
Euch sei beteuert, davon auszugehen,
Daß ich erstreb die völlige Verneinung.
(zu Askanius):
Nun schweige, Bub, denn es ist höchst gefährlich,
Zu schwatzen, wenn die Dinge nicht begreiflich,
Dein Widerwort war töricht und entbehrlich,
Drum überlege, eh du redest, reiflich.

DIDO: O scheltet nicht, ich habe kaum vernommen,
Was diesem Kinde Ziel der wirren Rede,
Wir sollten aber jetzt zum Abschluß kommen,
Geklärt ist doch der offnen Fragen jede.

AENEAS: O ja, ich wollt euch einzig herzlich danken,
Die Kleinigkeiten klärt ja der Verwalter,
So viele Blüten kommen, gehn und kranken,
Doch eure bricht gewiß kein Menschenalter. (Ab.)

DIDO: Dies war gefährlich und nicht ohne Klippe,
Ob alle ich umschifft, ist nicht zu sagen,
Dies ist ein Trunk, wenn ich nur daran nippe,
Würd ich des Kelches Grund zu schauen wagen.
Ich geh ins Haus, die Nerven sind zerrüttet,
Und hoffentlich gibts keine neuen Träume,
Ich werd mit Wahn und Sehnsucht zugeschüttet,
Vielleicht ist wirklich alles Fluch der Bäume. (Ab.)