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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 45152 bis 45199

HELDRUNGER WASSERBURG


Ein Wasserschloß, selbst wenn es plump,
Ist immer von besonderm Reiz,
Als obs hinein Gelingen pump,
Und des Betrachters Stimmung heiz,
So macht das Wasser rundum flach
Bedeutend immer Dach und Fach.

Es scheint, als ob sie ewig steht,
Die Festung, die sich spiegeln läßt,
Wenn man die Brücke vorne geht
Und mitten rein ins Block-Gebrest,
Von zwei Rondellen flach beflankt,
Das Tor in tiefes Dunkel rankt.

Schießscharten klein und eckig starrn
Zur Brücke hin und hoch der Sims,
Doch geht man weiter, scheint ein Schmarrn,
Man sagt sich bald: Gelassen nimms!
Denn dies martialische Gesponst,
Es eignet keiner Seite sonst.

Beschnittne Bäume stehn in Reih,
Die meisten Mauern sind recht flach,
Die Aussicht ist auch unten frei,
Und fast schon bürgerlich das Dach.
Wer skeptisch ist bei Renaissance,
Verliert das Staunen schließlich ganz.

Antik und südlich Vorbild scheint,
In einer Zeit, die Burckhardt preist.
Auch wenn er größre Werke meint,
So widersprech ich diesem Geist,
Dem Nietzsche, der so viel verwarf,
Leblang nicht widersprechen darf.

Es wurde recht viel umgebaut
Und groß mit Bruchstein reingeklotzt,
Was imperial mit Fenstern schaut,
Scheint mir ein Kaufmannsgeist, der protzt,
Ist hier auch Raum für manche Stund,
Bleibts gleichwohl fad und moribund.

Bedeutend ist nur die Skulptur,
Die Hinz und Richter uns geschenkt,
Die Müntzers Kerker und Tortur
An diesem dunklen Orte denkt.
Zwei Knechte um den Mann, der brach,
Geschlagne Bauern folgen nach.

Gleichwohl dem Leide widerspricht
Ein Paar, das kraftvoll und gesund,
Es ist die Welt am Ende nicht,
Und auch zur Hoffnung gibt es Grund.
Sie wünscht dem Zeichner Glück der Hand
Nun für Baal Müllers Niblungband.