Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 46445 bis 46480

SCHLOSS VITZENBURG


Schau übern Fluß und sei verzückt!
Nahm auch die Wälle längst der Wald,
Ein breites Schloß die Höhe schmückt
Und zeugt in fürstlicher Gestalt.

Zwar Jüngeres sich wirklich zeigt,
Jedoch die Stätte atmet deutsch,
Drum sei in Furcht das Haupt geneigt
Vorm Kloster Wiprechtes von Groitzsch.

In Pegau liest man, daß dem Graf
Als Rächer selbst die Kirche brennt,
Im Tod nach Jahrn mit wenig Schlaf
Blieb noch die Loh sein Element.

Doch hielt er hoch die fromme Sitt
In klösterlicher Wacht und Müh,
Denn was der Ritter heiß erstritt,
Das muß bewahrt sein spät und früh.

Wettiner, Querfurt, Selmenitz...
Die Mauern nannte mancher sein,
Zwar wechselte der Hausbesitz,
Doch bliebs das Haupt der Länderein.

Zuletzt Münchhausen Kammerrat
Die Herrschaft erbt durch Witwerschaft,
Obwohl er nichts den Roten tat,
Kam er nach Buchenwald in Haft.

Er starb dort bald. Für zwanzig Jahr
Das Schloß dem Gut Verwaltung lieh,
Dann war den neuen Herren klar,
Der Wehrbau taugt zur Psychiatrie.

Nun heißt es, seit der Westen kam,
Das Schloß das Geldverdienen lern,
Wer auch das Leichterworbne nahm,
Verlor bald seines Glückes Stern.

Denn was uns groß und herrlich grüßt,
Hat keinen Platz in dem System,
Wo die Kultur nur Kaffee süßt,
Und nur was neu auch angenehm.