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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 45800 bis 45871

AION


Wie Aion, der Knabe
Bei Heraklit spielt
Und mit seiner Habe
Bedenkenlos zielt,
Die Welt auf dem Brette
Betrachten wir gern,
Wenn wir mit der Kette
Versöhnt und dem Herrn.

Das Gleichnis der Zeiten
Euripides frommt,
Das regelhaft Schreiten,
Bis anderes kommt.
Dem jährlichen Laufe
Sagt größerer Ring,
Was wachs, was verschnaufe,
Was schweige, was sing.

Auch Platon das Muster
Beleuchtet und wägt,
Wie es sich bewußter
Erfahrung verträgt:
Uns ewig, doch sterblich
Gleichwohl vor dem Los,
Ist vieles nur erblich,
Bis Asche im Schoß.

Man weiß, daß die Alten
Den Menschen nicht nackt
Ins höchste Gestalten
Der Schöpfung gepackt,
Die Nymphe im Baume,
Lebt länger als er,
Doch gleicht sie dem Schaume
Am älteren Meer.

Daß Bäume an Lenzen
Gar tausend gesehn,
Mag Dichter beglänzen,
Doch selten geschehn,
Viel ehr ist das Halbe
Ein Urahnen-Maß,
Weshalb auch der Albe
Solch Zeugnis besaß.

Daß ihnen ein Vogel
Sei Meister und Herr,
Ägyptisch Gemogel
Nenn ich diese Lehr.
Wo Sintflut-Beschlammtes
In Listen gerät,
Herrscht Schande des Amtes
Der Chronizität.

Der Aion ist keiner
Ahnreihe gezollt.
Hier hat sich kein Meiner
Viel größer gewollt.
Drum trau ich dem Kinde
Mit hölzernem Buch,
Der Sonnenkult-Blinde
Ruft äffischen Fluch.

Das Baumlebensalter,
Wenn ich es betracht,
Geschichtlichem Walter
Nicht unähnlich wacht,
Die Frist trennt Ottonen
Vom römschen Gericht,
Zum Tal, drin wir wohnen,
Gings unähnlich nicht.

Das Daimon Romanum
Das Erdrund nahm ein,
Ein großes Arcanum
Solaris sollts sein,
Nach fünfhundert Jahren,
Ich denke, ists recht,
Man packs an den Haaren
Und tilg das Geschlecht.