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Aus »Unstrutleuchten. Erstes Buch«. Gedichte 2019 Vers 44912 bis 44987 SÖMMERDA I Dem Leser, der noch nicht verzagt, Ein letztes Stück des langen Tags, Nicht jeder siegt, der etwas wagt, Und dennoch heißt die Losung: Wags! Das zweite Buch vom Unstrutlied Entschädigend wird hehr und hold, Und wenn ich heute Prosa biet, So locke morgen pures Gold. Die Stadt kam freundlich, mitternacht Noch wies man uns den rechten Pfad, Doch wer vom Dämon blind gemacht, Der mißversteht den besten Rat. Wir fanden rasch das große Tor Und auch die Mauer um die Stadt, Doch allzu muntrer Schritt verlor Schon bald, was er gefunden hat. In Ausfahrtsstraßen, dicht bebaut, Gerät, wer lieber geht als denkt. Hätt man sich doch mal umgeschaut, Wär eine Nachtstund unverschenkt. Zum guten Ende das Quartier, Baracken planvoll aufgebaut, Ein Bauhof das Gelände hier, Den kaltes Neonlicht betaut. Erst zag geklingelt, schärfer dann, Nach etwas Warten nochmals fest, Und das Geschäft den fleißgen Mann Mit wenig Umstand kommen läßt. Er hält uns nicht mit Fragen hin. Er zeigt, was not ist für die Nacht. Und so verliert der Vers den Sinn, Eh noch die Leuchten ausgemacht. II Man sagt, man habe gut geruht, Wenn vage bleibt, ob tief, ob leicht, Wovon man große Schlucke tut, Heißts allenfalls, es hab gereicht. Wenn Morpheus einen Hefekloß Behüten soll, der formlos sinkt, Ists beim Kaffee am Morgen bloß, Als ob man nochmals Lethe trinkt. So schließt der Unstrut erstes Buch Recht dumpf und ohne Trösterreim, Doch solches ist des Lebens Fluch, Wir kehren nicht als Sieger heim. Jedoch, solang noch Morgen wird, Kommt Weite, drin der Bussard kreist, Und auch der Geist, der sich verirrt, Beginnt den Weg, der weiter weist. III Es scheint mir ziemlich ungerecht, Daß Sömmerda ein Nachtmahr bleibt In meinem Buch, am Ende schlecht, Wie lange auch die Feder schreibt. Denn nach der irren Sucherei, Sind wir am Morgen nichts wie fort, Ich blieb von frohen Bildern frei Und sah doch vormals nie den Ort. Drum nehme, wer hier halten mag, Von meiner Glosse kaum Notiz, Du findst hier einen guten Tag, Bevor die Welt vergeht, geschiehts. Aus andrer Wandersleut Bericht Entnimmt die Sonnenseit davon, Und hast du solche Zeugen nicht, So tut es auch ein Lexikon. Was hier nicht Farbe und nicht Reim Zu werden schaffte, bleibt bewahrt, Daß es ein Späterer hol heim Und rahme in der eignen Art. Wir selber danken Frühern oft, Daß groß die Lücken im Getan, Wenn die Geschenke unverhofft, Und fündig wird der holde Wahn. Auch was wir unterlassen, spricht Als Negativ, als Un im Nu, Die Unstrut dies verwundert nicht, Denn sie trägt ihren Teil dazu. |