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Aus »Unstrutleuchten. Erstes Buch«. Gedichte 2019   Vers 44666 bis 44713

GEBESEE


Wo die Gera sich verteilt
In der Unstrut, wo das Land
Erdbeern rötet, Spargel steilt,
Lichtet sich die Wolkenwand.
Schweigend wie die Messingstadt
Oder schlummernd Niniveh,
Strahlt in allen Farben satt
Rot und golden Gebesee.

Roter Ziegel, goldnes Korn –
Tritt nicht näher ins Geblink!
Scharfe Blicke sind ein Sporn,
Daß der holde Schein versink.
Lauf im Bogen drum herum,
Außerhalb der Zeiten steh,
Die Moderne, fett und dumm,
Pöbelt auch in Gebesee.

Sag, wie könnten Haus und Platz
Frei sein von dem vielen Tand,
Die dem Gutmensch Glaubenssatz
Und dem Bösling Unverstand?
Schmückt die Höll die Leiber nicht
Scheitel-abwärts bis zum Zeh?
Flieh und halte kein Gericht
Übers Volk von Gebesee!

Ganz ein Traum die Altstadt bleib,
Die du schaust von fern wie nah,
Ohne Müh und Zeitvertreib
Steh sie wie ein Omega.
Ob sie wirklich, ob Gedicht,
Ob versunken, ob in spe,
Frag in dieser Stunde nicht
Und besinge Gebesee.

Groß war die Geschichte hier,
Manch Belagrer, mancher Graf,
Manche Tugend, manche Gier,
Manches Glück das Reich betraf.
Solches suche nicht im Müll,
Der gehäuft mit Hott und He,
Stolz, daß er die Gassen füll,
Heute herrscht in Gebesee.

Nordwärts strömt die Unstrut hin,
Wend dich ab vom Sonnenblick
Und ergrüble nicht den Sinn
Von Verfall und Mißgeschick.
Folg des Malers flinkem Fuß,
Durch die weite Ebne geh
Und vertrau dem Vers den Gruß
An den Traum von Gebesee.