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Aus »Unstrutleuchten. Erstes Buch«. Gedichte 2019   Vers 44002 bis 44065

IM REISERSCHEN HAGEN


Die Steinbäche lasse,
Die Wipfel, die Warten,
Nicht oben am Passe
Umschmiegt dich der Garten.
Wer losließ die Schwinge,
Das Ranken und Ragen,
Sei glücklich und singe
Dem reiserschen Hagen.

Die Unstrut verdunkelt,
Sie weiß schon so vieles
Und schelmisch sie munkelt
Als Meisterin Spieles
Der Strudel – wer sterbe,
Wird keinem sie sagen,
Wer immer auch werbe
Im reiserschen Hagen.

Das Ziel deiner Fahrten
Ist längst dir verschwommen,
Bist du im Aparten
Nicht gut angekommen?
Es wird nicht der Strenge
Ein Stelldichein wagen,
Der Glückliche sänge
Dem reiserschen Hagen.

Die Unstrut, mal schmächtig,
Mal trügerisch träge,
Sie zeigt sich bedächtig
Und flink an der Schräge.
Sie lispelt durch Körbe,
Die Biber zernagen,
Als ob man sie wörbe
Im reiserschen Hagen.

Das Locken, das Weigern,
Das Halb und das Aber,
Das Weh dir zu steigern,
Nun Schluß mit Gelaber.
Vom Dunkel durchdrungen,
Als Spieler geschlagen,
Scheint alles gesungen
Dem reiserschen Hagen.

Die Unstrut – von Wurzeln
Gesäumt und gezottet,
Forellen umpurzeln
Das Holz, das verrottet.
Die Vorfrühlingsnarben
Jetzt Leuchtpilze plagen,
Die Nießbrauch erwarben
Im reiserschen Hagen.

Wer loseilt im Schlamme,
Stürzt nicht nur in Wintern,
Ein Ast, eine Schramme
Und dann auf dem Hintern.
Die Lust ist vergangen
Und nur zu beklagen
Wie manchen, die sangen
Dem reiserschen Hagen.

Es geht sich im Tanne
Im Morgentau freier,
Dann zeigt sich im Manne
Gebändigt der Meier.
Wer hier nicht gestorben,
Hat weiterzutragen
Gelächter, erworben
Im reiserschen Hagen.