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Aus »Die alte Linde. Zweites Buch«. Gedichte 2013   Vers 41773 bis 41807

MÜHLENLINDE


Es knarrt nicht mehr ihr klipp und klapp
Die Lehmannsmühl im Saubachtal,
Die Räder und der Mahlstein schlapp,
Es kommt kein Sack im Huckepack,
Der Bach singt nicht vom Abendmahl.

Die Mühlenlinde freilich zeigt
Das Wasser, dem der Müller traut,
Nicht nur, als sie gewaltig steigt,
Auch heute, da das Werkeln schweigt,
Als Fülle, die bedächtig schaut.

Sie weiß von Hungersjahrn doch auch
Vom Schlemmen, wenn die Ernte reich,
Sie braucht kein Brot für ihren Bauch,
Doch mahnt sie uns im Blütenhauch,
Daß unsre Not der ihren gleich.

Den Zufluß für den Stemmer einst
Verrät ein Loch im Wurzelraum,
Was Himmel du dem Tale weinst
Und daß dus gut mit diesem meinst,
Verewigt uns der Lindenbaum.

Des Müllers Wandern kommt vom Bach,
Die harte Lieb kommt von der Lind,
Der Rhythmus kommt von Radgekrach,
Der Bienenschwarm, im Laubicht wach,
Summt Flügel für das Wurzelkind.

Tut nicht der Mensch der sät und mahlt,
Der Linde nach, die Wasser ballt,
Wenn er das Schöpfrad fügt und schalt,
Ist nicht, was ihm im Herzen strahlt,
Der tausend Blätter Krongestalt?

Es wird das Wort alleine knapp,
Wenn Grün verspottet jede Zahl,
Auf daß kein Mensch die Riesin kapp,
Sing nunmehr ich das klipp und klapp
Der Lehmannsmühl im Saubachtal.