Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Die alte Linde. Zweites Buch«. Gedichte 2013   Vers 41709 bis 41756

COLLM


Gericht im Meißner Lande
Geschah an dieser Lind,
Des Mittelalters Bande
Nicht oft so deutlich sind,
Wo Otto einst der Reiche
Gab Frieden mancher Kluft,
Rief, daß man sich vergleiche,
Der holde Lindenduft.

Die dicke Überwallung,
Ein Tor, ein Bogenschwung,
Die Wölbung und die Ballung,
Das Licht der Dämmerung,
Daß jede Perspektive
Phantastisch breit und schmal,
Würd einem, der hier schliefe,
In keiner Zukunft schal.

Nur wenig zu berichten
Aus Sommern später bleibt,
Die Minnesänger dichten,
Das Herz die Liebe schreibt,
Die Linde zeigt uns Treue,
Auch wenn der Stamm vergreist,
Weil jedes Jahr aufs Neue
Sie Lebensmut beweist.

Doch nach dem letzten Kriege,
Manch Bunker spricht davon,
Lag Heil nicht mehr im Siege,
Man sah es in Beton,
So wie der Zahnarzt-Eifer
Stets Löcher sucht und stopft,
Schien sicherer, was steifer,
Und heil, was vollgepfropft.

Die Lehr der Autofahrer,
Knautschzone auch genannt,
Wird weniger noch wahrer,
Sooft sie angewandt,
Die Läuterung der Schoner
Nun endete den Harm
Zur Freude der Bewohner,
Die ein Hornissenschwarm.

Das hin und her der Schützer
Die Linde überdacht,
Bedürftig keiner Stützer,
Mit Lebens Lust und Macht,
So voll ist ihre Krone,
So goldig ist ihr Licht,
Daß stehst vor diesem Throne
Und glaubst es einfach nicht.