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Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012 Vers 39834 bis 39887 KLETTERER UND TÄNZER Die Muskeln anzuspannen, Zu lockern dann im Schwung, Zwei Wege wir ersannen, Darin wir frei und jung Uns wiegen und ermannen In Licht und Dämmerung. Daß oft sich dies verschwäger, Nicht leugnet der Begriff, Ich sehe hier den Jäger Verdingt dem kurzen Pfiff Und dort den Würdenträger, Die Rahe auf dem Schiff. Der einsam dunkle Flinke Und der mit Publikum, Die Rechte und die Linke, Der Weg, gerad und krumm, Was blitze und was blinke, Das schert sich nicht darum. Im Raum sich zu beweisen, Verlocken Berg und Baum, Und durch die Zeit zu reisen, Ist aller Rhythmen Traum, Drum ist der Nerv von Eisen Hier unterscheidbar kaum. Hingegen sehr die Bühne Gesellschaft oder Wald, Der eine selbst ein Hüne, Des andern Zwerggestalt Sich katzenhaft erkühne Im Morgenrot so bald. Am Abend darf man tanzen, Am Morgen wird gejagt, Die Welt ist rund im ganzen, Wenns nachtet wie es tagt, Doch ist gefüllt der Ranzen, Wird weniger gewagt. Drum ist in Herbstkulturen Das Tanzen sehr geschätzt, Und dünner sind die Spuren, Die wer dem Baume setzt, Spricht man von Kletter-Kuren, So meints, daß wer verletzt. Es bleibt der Mut zu klettern Der männlichere Pfad, Am Wipfel weihn sich Wettern Und einem Sonnenbad, Das taugt gewiß nicht nettern Gespielinnen im Staat. Doch wer dem Baume treuer Will sein als aller Kunst, Der trägt ein altes Feuer, Das träumt von neuer Brunst, Allein und ungeheuer Im Morgennebel-Dunst. |