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Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012 Vers 40460 bis 40507 STOLTENHAGEN Als wärns der Linden viere, Schaut es von weitem aus, Dann drei und zwei, das schiere Erstaunen, was hier haus, Der kleinste Teil des Ganzen Ist alter Stammwand Rest Die schwer gewordnen Fransen Begrünten eignes Nest. Nach dem Herunterkrachen Treibt das getragne Kleid, Die Schicksalschläge machen Dem Baum Unsterblichkeit, So sind wir, die das Alter Bestimmen wolln, bedroht Von einem Nebenschalter, Der täuschen muß das Lot. Und auch die hohle Schräge Bei unsrer letzten Reis Der Schwere gab die Träge Und größerte den Kreis, Die Wunden, die sich tiefen, Sind Lebens höchstes Gut, Weshalb allein im Schiefen Lebendig bleibt das Blut. So formen sich die Rinnen, Die Hohle lenkt das Naß, Ein Gleichnis vom Gewinnen Veranschaulicht das Faß, Wer meint, daß nur ein volles Lohn Anschaun und Besitz, Denkt sich als Frucht des Grolles Den Sturm und auch den Blitz. Doch Gottes Engel walten In Seide nicht und Samt, Zu kneten und zu falten, Der Stein den Fuß zerschrammt, Denn einzig das Verletzen Bezwingt den Dämmerwahn, Drum sollst dich glücklich schätzen, Daß wir so filigran. Die Härteren, die Stolzen Sind größrer Sehnsucht voll, Sie büßen das Verholzen Mit härterm Prüfungszoll, Im weichen Leib der Linde Den Heiland sieh und bet, Daß auch durch deine Rinde Sein Engel kommt und geht. |