|
Aus »Schnitterfest«. Gedichte 2011 Vers 39496 bis 39561 GETREIDE Getreide, von der Erde ausgetragen, Feldfrucht, Gepäck, daß es der Schnitter schneide, Allsommerliches Gold aus frühsten Tagen, Getreide. Wir hoffen lange, daß der Winter scheide, Denn mit dem Vorrat streitet unser Magen Und flucht den Morgen, da er Hunger leide. Von Saat und Segen sprechen unsre Sagen, Die Träumerei vom Tischleindeckdich meide, Denn ewig folgt auf Sammeln und auf Jagen Getreide. Den Weizen, Sohn von Ziegengras und Emmer, Zu ernten, läßt die Mühlenflügel greizen, In allen Königreichen preist der Schlemmer Den Weizen. Die Pflanzenwelt ist reich an Gaumenreizen, Doch Gerste, Hirse, Hafer sagt der Schwemmer Der Bäuche, daß sie mit der Stärke geizen. Erst wenn im Knechtsstand blöken blödste Lämmer, Wird man zu Motorsprit das Korn verheizen, Wie alles was von Gott kommt hassen Flämmer Den Weizen. Der Roggen steht und fällt mit deutschem Ruhme Und kann sonst nur den Wodkatrinker locken, Allein durch Landraub kam zum Polentume Der Roggen. Der Nordwind kühl und Streusandbüchsen trocken Behagen ihm wie auch die blaue Blume, Wo er bekannt ist wie die Haferflocken. Erst Sauerteigfleiß dichtet seine Krume, Drin dunkler, fester die Arome hocken, Und also nennt Germania seine Muhme Der Roggen. Den Dinkel schätzt der Schwabe als den Spelten, Man kennt ihn dort so wie die Kuh den Zinkel, Die Knauzenwecken nie entbehrlich schelten Den Dinkel. Das Burgenland trägt ebensolche Winkel, Daß selbst die Wiener hohes Urteil fällten Zu Reis und Nudel oder Brot mit Kinkel. Er wurde heimisch hier schon bei den Kelten Er ist beliebt bei Hilke, Hinz und Hinkel, Beim Biere preisen ganze Säuferwelten Den Dinkel. Der Gricken nutzt als Knöterich die Tüte, Den Ansatz seines Blattstiels zu umstricken, Geschätzt ward, wo gesiedelt hat der Skythe, Der Gricken. Du mußt die Augen nicht nach Osten schicken, Die weiß bis rosafarb gehüllte Blüte Läßt sich auf mancher Unkrauthalde blicken. Kartoffeln und gedüngte Bodengüte Verdrängten ihn für Schafe selbst und Zicken, Doch Honigbienen ist noch keine Mythe Der Gricken. Getreide sagen viel zu Nutz und Schaden, Denn Mehl und Grieß der Christ mag wie der Heide. Zum Brote taugt, zu Nudel, Brei und Fladen Getreide. Auch Bier gebraut macht Herbst zur Augenweide, Bei Kornschnaps das Gespräch verliert den Faden, Als gliche Mutterkorn des Wirtes Kreide. Und bist auch du zum Schnitterfest geladen, Bedenk, der Bauer niemals bricht die Eide, Das Leben wählt, wenn Ferienfrohe baden, Getreide. |