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Aus »Kursachsenspiegel«. Gedichte 2010   Vers 36730 bis 36869

PLAUEN


I

Elstersohle, Waldespöhle,
Kemmler mit der Bismarckspitze,
Wird gewerkelt in der Höhle,
Fuchtelt Donar mit dem Blitze.

Vielfach hergeschobne Mulde,
Mancher Herren Lehn und Diener,
Was da Karl dem Böhmen schulde,
Kam ins Wachsen der Wettiner.

Der Komtur vom Deutschen Hause
Eulner Luthern war gewogen,
Also klaffte keine Pause,
Daß der Glaub hier eingezogen.

Feine Schleier oder Schöre
Wirkte man vom Baumwolltuche,
Wechselnd, wem der Gau gehöre,
Ob zum Segen, ob zum Fluche.

Plündert Holk der Wechsel-Däne,
Gallas dann der Kaiser sandte,
Daß den Rücken frei er wähne,
Wallenstein die Stadt verbrannte.

Dörffel schrieb hier von Kometen,
Daß sie parabolisch schweifen,
Theolog, dem in Gebeten
Widerspruch nicht zum Begreifen.

Auch die Fahrpost Nürnberg-Dresden,
Ob auch nochmals kam der Schwede,
Wo man Taten schätzt vor Gesten,
Brückt die Flüsse nicht Gerede.

Nach dem Großen Nordschen Kriege,
Kam die siebenjährge Plage,
Ob geschlagen, ob im Siege,
Frag, wer die Armeen trage.

Preußen, Württemberger, Bayern
Trieb Napoleon in die Gosen,
Wo man kargt mit Speck und Eiern,
Werden fündig die Franzosen.

Doch nach jeder Katastrophe
Größre Ziele machbar schienen,
Bürgerstube wird zum Hofe,
Englisch sind die Tüll-Gardinen.

Eisenbahnen, Viadukte,
Knoten aller Herren Lande,
Falkengleich die Schwinge zuckte
Eh die Zeit verrann im Sande.

In Paris als Weltaussteller,
Großer Preis der Plauner Spitze,
Schiens, daß nicht nur Rockefeller
Plätze an der Sonn besitze.

Doch wie Lebensglück und Würde
Folgen Siechtum stets und Krise,
Harrt des Menschen schon die Bürde,
Leuchtet rot die Blumenwiese.

Da ich schreibe diese Zeilen,
Ist der Tiefpunkt unsers Falles
Unerreicht, denn kein Verweilen
Sagt, wozu uns prüft das alles.

Doch solang die Christen glauben,
Ist die Hoffnung auch begründet,
Daß die Eichen sich belauben
Und die Zeit im Heile mündet.


II

Aus Industrie-Ruinen
Mir eine Frage schaut:
Wars Glück nicht, das sie schienen,
Auf losen Sand gebaut?

War nicht im Anbeginne
Der Glaubenssatz verfehlt,
Der Rausch sei Ziel der Sinne,
Die große Stückzahl zählt?

Wars nicht dem Produzenten,
Der Absatz mißt und schafft,
Ein Trug, den Elementen
Zu traun als eigner Kraft?

Der Irrtum der Moderne
Ists, daß sie reicher sei,
Als die, die davon ferne
Und glücklicher dabei.

Denn Händler und Maschinen
Vermehren nur den Tand,
Der Mammon, dem sie dienen,
Nimmt uns nicht bei der Hand.

Dies tut der Herr alleine,
Dem ist das Leiden wach,
Drum beuge dich und weine,
Wird dir der Glaube schwach.


III

In Plauen stehn die Räusche
Des Deutschen und sein Leid,
Daß er uns drüber täusche,
Der Teufel tut und schreit.

Wo Zirkus und Musike
Weismachen, daß was los,
Folg Pallas nicht und Nike,
Auf Halden grünt dir Moos.

Doch auch die Gegenwelten
Sein dir nicht ungesagt,
Wer heilen will, muß schelten,
Was bös die Wunde plagt.

Den Wunsch der Architekten,
Der Krippe sei kein Stall,
Gigantisch sie entdeckten,
Mit Tempeln überall.

Sie spreizen sich numerisch,
Und huldigen der Zahl,
Und bauen luziferisch,
Daß fruchtlos sei das Tal.

Sie bauen auf Vergessen
Und wenn kein Mensch mehr weiß,
Das Brot mit Wein zu essen,
So kommt ihr Paradeis.


IV

Das Bauhaus von den Plagen,
Die Zion uns gesandt,
Am schwersten ist zu tragen
Für unser armes Land.

Landauer kam von München,
Daß er das Volk umtopf,
Nicht außen nurs zu tünchen,
Griff er nach seinem Kopf.

Er baute Synagogen
Und mehrere davon,
Und erstmals war der Bogen
Darin von Stahlbeton.

Von Babel und ägyptisch
Warn Bilder dran und drin,
Dem Volke schien es kryptisch,
Dies war nach seinem Sinn.

Denn alle Hexenbesen
Sind der Verehrung wert,
Bleibt nur des Heilands Wesen
Gewaltig ausgesperrt.

So hat er auch in Plauen
Gezeigt, wie man zersetzt
Den rechten Sinn fürs Bauen
Und allen Glaub zuletzt.

Zwar ward der Bau geschliffen,
Jedoch wie Sporenstaub
Die Krankheit hat ergriffen
Das Volk, der Liebe taub.

Von Kniffen und von Ränken
Der Heiland nur befreit,
Dies hoffnungsvoll zu denken,
Erfüllt mit Heiterkeit.