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Aus »Kursachsenspiegel«. Gedichte 2010 Vers 36389 bis 36468 SACHSEN Im grauen Altertume, In keiner Chronik fest, Zog einst nach beßrer Krume Manch blonder Stamm nach West, Doch wie die Schar sich mehrte, Der Sohn den Vater ließ Und einen Frühwind ehrte, Der weit nach Osten blies. So wurden dichte Wälder Dem Bauern Brot und Aun, Er schuf Getreidefelder Mit neuem Gottvertraun, Der Franke zwang die Saale, Die Elb trug manchen Kahn, Dem heilgen Abendmahle Wich Wüstenei und Wahn. Als Albrecht, den man Bären Genannt, die Nordmark nahm, Ließ er viel Volk gewähren Von Rheinmann, Sachs und Flam, Vom Harz zum Elbeufer Gab der Askanier Raum, Gern ward gehört der Rufer, Wos Land gab nur noch kaum. Die Grafschaft Brehna brachte Elbhöher noch den Schritt, Ein neues Land erwachte Und nahm den Namen mit, Die Goldne Bulle höhte Das Fürstentum mit Kur, Wo Reiches Morgenröte Zu neuer Mitte fuhr. Den rauhen Niedersachsen Inzwischen altes Land, Wie Kräuticht fest verwachsen, Schien gar nicht mehr verwandt, Was ihren Namen tauchte In ein gar andres Licht, Ihn nicht mehr volkhaft brauchte Als Werk der Lehnsgeschicht. Ein neuer Geist verstoffte Sich dorten im Barock, Nun trug, was man erhoffte, Der Musikus im Stock, Der Kurfürst wechselt Glauben Aus reinem Machtkalkül, Die Kapriolen rauben Dem Volk das Rechtsgefühl. Der Aufstieg Preußens machte Zur Nische Elbflorenz, Jedoch der Künstler lachte Nunmehr als Quintessenz, Sonaten, Putten, Gärten – Gibts sonst noch eine Welt? Wir minnen zum Gefährten Den Geist, der uns gefällt. Zuletzt die Königswürde, Die ein Tyrann befiehlt. Wer abgeschworn der Bürde, Recht gern mit Titeln spielt, Der Kaffee von den Mohren, Doch muß er süßlich sein, Ist auch ein Krieg verloren, Gibts doch Musik und Wein. So ward zwar nicht katholisch Das Volk in diesem Land, Doch taugte dies symbolisch Fürs Tändeln mit dem Tand, Klang Sachs einst nach Empörer Für Karl und später lang, Wird nun dem Opernhörer Beim Paukenschlag nicht bang. Doch geht dies eine Weile, Vielleicht bin ich schon tot, Daß endlich nur im Heile Der Sachs erkennt das Brot, Daß Feldern du den Segen Nicht ungestraft entfernst, Noch dem barocken Degen Den lang vergeßnen Ernst. |