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Aus »In den Isarauen«. Gedichte 2009   Vers 32578 bis 32625

DAS BIRGWEIBL VON SCHÄFTLARN


Schau die steile Bergeszunge
In der Isar Laufbezirk,
Das Gebiet auf diesem Sprunge
Wird vom Volk geheißen: Birg.
In dem Tanne eigenmächtig
Soll ein Weib gespenstisch gehn,
Manchem knackt es dort verdächtig,
Mancher schwört, er habs gesehn.

Knorrig wie ein Eichenstumpen
Schildert man das Hutzelweib,
Scherenschnitthaft stehn die Lumpen
Schwärzlich starr im Blattgetreib,
Eine Sage weiß zu deuten
Wie das Weib den Sporn gewann,
Und erzählt wird von den Leuten,
Was verwuchs im dichten Tann.

Auf dem vorgestreckten Berge,
Wo der Zugang leicht geschützt,
Kriegt dich kaum ein arger Scherge –
Doch wenn der ihn selbst benützt?
Also wird vor Zeit berichtet,
Daß ein Ritter räuberisch,
Hat von diesem Ort gesichtet
Seiner Opfer reichen Tisch.

Nimmer ward ihm beizukommen,
Denn das Nest macht den Garaus
Jedem, der dem Recht zu frommen,
Zöge hier zum Streite aus,
Also sann man zu verderben
Jenes Ritters hohen Ort,
Denn der Herrlichste muß sterben,
Wenn der Brunnen ihm verdorrt.

Darum suchte man den Raben,
Dem vertraut die Schwarzmagie,
Dem das Wasser abzugraben,
Der bekannt für Despotie,
Eine Frau ward dann zur Stelle,
Die bereit, das Werk zu tun,
Und der Ritter ließ die Zelle,
Und die Frau bewohnt sie nun.

Wer da zu des Teufels Schaden
Wendet sich an Beelzebub,
Macht das Krumme nicht zum Graden,
Wo er selbst sich Gruben grub,
Ist der Ritter auch geschwunden,
Geistert doch das Weib am Hang,
Das den Falken und den Hunden
Gönnt allein den Spott zum Fang.