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Aus »Waldeinsamkeit«. Gedichte 2008   Vers 30080 bis 30127

LOHENSTEIN


Dichtermund der Agrippina,
Dessen Stern Marino heißt,
Von Amerika bis China
Folgte kaum wer solchem Geist,
Bühnenwart und Liedermacher,
Syndikus und Diplomat:
War da je ein Dichter wacher
Und verbunden so der Tat?

Lebenslang aus Studientagen
Wirds dir kraß vor Augen stehn,
Sahst du, linder selbst geschlagen,
Dreizehn Schiffe untergehn,
So verwundert nicht dein Glaube,
Daß da ein Verhängnis walt,
Fegend, daß sein Plan dem Staube
Schaffe Antlitz und Gestalt.

Früh giltst du als Hirt und Weiser,
Der noch jedes Amt belohnt,
Und du schaffst es, daß der Kaiser
Schlesiens Protestanten schont,
Habsburg bleibt dein Sinn verpflichtet,
Bald ein Rat vom Wiener Thron,
Hast du dem Geschlecht gedichtet,
Daß es will der Welt-Dämon.

Wenn du irrtest hier wie Hegel,
Der von Preußen solches sprach,
Und ein Wind zerriß das Segel,
Siehts der Leser gern dir nach,
Und daß Dichtung Nebensache,
Darf behaupten, wems gelingt,
Daß der Sonntag Wunder mache,
Die des andern Jahr nicht bringt.

Ein Jahrhundert hat gehuldigt
Dir als allen Reims Zenit,
Später hat man dich beschuldigt,
Dich geschmäht mit üblem Tritt,
Was vergangen, durftst du glätten,
Neue Zeit nutzt andern Schein,
Wenn wir Gottes Augen hätten,
Könnten wir nicht fruchtbar sein.

Ob ich dir gerechter werde,
Wenn ich Schwulst, der lebensklug,
Vor dem Weinerling der Erde
Billige mit Recht und Fug?
Daß der Sinn für Gleichgewichte
Adle Kunst und Politik,
Steht dir fürstlich zu Gesichte,
Also lob ich dein Geschick.