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Aus »Engelke up de Muer«. Gedichte 2008 Vers 29083 bis 29146 ENGELKE Hier ein Dämon, da ein Wetterwesen, Boten für die Haut, auf der wir wandeln, Flügler, überm Sonnenlicht erlesen, Sind sie nicht bereit, mit uns zu handeln. Doch du wirst sie nicht zum Hexenbesen Oder gar zur Natterbrut verschandeln, Wem sie Putten an Gehörn und Trögen, Darf verkleinern und sie herzlich mögen. Rilke hat sie schrecklich schön erfahren Als die Macht, vor der wir feig verschwimmen, Aber eine Invasion von Aaren Trug die Orgel rein als Knabenstimmen, Nicht begreiflich sind die hehren Scharen, Deren Größe allem Gut und Schlimmen Spiegelnd wagt, das Himmelsmaß zu zeigen, Darum mußt du in den Spiegel steigen. Auch die Liebe tobt in Sucht und Plage, Holder Wahn, so sagts der Grieche offen, Ihre Sanftheit sei die fromme Sage Stöhnt der Wunde, den der Pfeil getroffen, Daß dich nicht der Wüstenwind befrage, Sollst du untem Joch auf Gnade hoffen, Denn um deinen Atlas zu verkleinern, Darfst du nicht als Zögernder versteinern. Was begonnen, eint sich deinen Zügen, Was du annahmst, wird dein Abend meistern, Warst du einst ein Stein vor allen Flügen, Rufst der erste bald zu weitern, dreistern, Wem es nicht bestimmt, ihm zu genügen, Wird gemieden von den Himmelsgeistern, Darum tritt gemach in solche Wunder Bis sie dir wie Schlick und Sand der Flunder. Die Grammatik fügte dir ein Mittel, Wie sich Großes ins Gemäßge füge, Ob der Suffix nun halbier und drittel, Legt sie sich nicht fest und daß sie lüge, Meint alleine der Chirurgenkittel, Den nicht mal ein Flügelhundert trüge, Also säum nicht, diesen Witz zu wagen, Denn du bist ja selbst ein Witz von Tagen. Ist dein Los nicht mehr die Himmelssäule, Sondern nur ein Stamm im Eichenhaine, Hören auf zu rasen Odins Gäule, Und du zerrst nicht fenrishaft die Leine, Da du selbst verweibst, wird dich die Eule Auch belehrn, was in dem Spiel das deine, Und du wirst als ob dir Raben raten, Deine Liebe spürn in allen Taten. Also sei das Engelchen dein Ferge, Auf der See, die keiner wird ermessen, Wenn der Horizont verschlingt die Berge, Wirken sie wie traurige Zypressen, Zwar droht dir auch fürder mancher Scherge, Doch die Folter hat dein Herz vergessen, Weil die Größe, die dich erst verschreckte, Dein ward, da sie dir die Ziele steckte. Glaube nie, das etwas sich versage, Weil du es mit offnem Mund bestammelst, Leer verstauben deine Erdentage, Wenn du zwischen Ochs und Esel gammelst, Darum meide Kritelei und Klage, Daß du dich im Engelgroßen sammelst, Und was der Barock als nett und niedlich Zeichnet, wird als Blütenanger lieblich. |