|
Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 16963 bis 17035 HÖLLRIEGELSKREUTH Wenn kurz vor dem Schlage Die Glocke verharrt, Wenn, neigend die Waage, Ein Windhauch uns narrt, Versteint von Gorgonen, Die mitleidlos kalt Im Weltalter wohnen, Das jegliches krallt, Dann keimt aus dem Dünger, Drin alles verfällt, Der einsamste Jünger Der sonnigen Welt Und spürt im Verzichten, Von Feinden gewürgt, Die Reinheit des Schlichten, Das Gott uns verbürgt. Er leitet die seinen Durch Gletscher und Klamm, Entdeckt im gemeinen Uns Heimat und Hamm, Ob Sturmwind ihr zause Den Bart, bleibt die Freud Im Steinbruch zuhause Von Höllriegelskreuth. Was Kunstsinn, verwöhnter, Als Meisterschaft schätzt, Als Teil ungeschönter Natur ihn entsetzt, Die Freunde des Schroffen, Das Leinwand bespie, Sind einig im Hoffen, Es träfe sie nie. Der Meister, mit Fönen Und Rauhnacht auf du, Winkt sphärischen Tönen Im Sonnaufgang zu, Er weiß, nur der erste, Der frühtags hier steigt, Sieht Weizen statt Gerste, Wenn Helios sich zeigt. Er weiß sich als Bringer Des Lichts, Heliodrom, Des Nachtmahrs Bezwinger Im sternklaren Dom, Ihm rauscht noch die Quelle Des Herrn, der mit Mut Schuf Dunkel und Helle, Und alles war gut. Und Andacht und Feier Ist ihm das Gestirn, Das heller und freier Sich zeigt auf dem Firn, Wo niemals ihn frecher Lemurenkot fleckt, Hält er seinen Becher Ins Lichtmeer gereckt. Wer solch einer Gnade Je teilhaftig ward, Wird, wo alles Fade Verdächtigend starrt, Zum bleichen Verletzer Von Ordnung und Pflicht, Das Zeichen der Ketzer Steht ihm im Gesicht. So ist in den Tagen, Da Rausch ihn nicht hebt, Kein Frohwort zu sagen, Von Fremdheit umlebt, Doch herrsche auch Wüste Nach kurzem Geläut, Der Herrgott ihn grüßte In Höllriegelskreuth. |