|
Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 16474 bis 16521 SALOMONIDEN Da einst Yekundo Amlak neu belebte Im Aufstand die antike Dynastie, Ein Band für Stämme und Gemeinden webte Der tiefe Grundbaß seiner Rhapsodie. Als Ahn darf ihm ein stolzer Bastard gelten Von Sabas Königin und Salomo, Da Salomo auch Ahn des Herrn der Welten, Ist sein Geschlecht des höchsten Beistands froh. Im Kerker von Malot hat er gebrütet Im Rat, den Tekle Haymanot ihm gab, Als Flucht und Sieg geglückt, hat ers vergütet Dem Kirchenbau und auch dem Bischofsstab. Zur Hauptstadt ward dem neuen Reiche Gonder, Doch Aksum blieb als Heiligtum geehrt, Daß er die Macht vom alten Zentrum sonder, Hat klug die Zagwe-Rebellion gewehrt. Er war ein guter Freund der Byzantiner, Er schickt Giraffen an den Bosporus, Er hütet Recht als unsers Heilands Diener Und schafft den Erben Mohammeds Verdruß. Zum Negus durch den Kopten-Patriarchen Zog Davids Jugend wieder Mameluk, Der Küstenzugang hob der Händler Margen, Und auch der Sultan beugte sich dem Druck. Er wallfuhr nach Jerusalem zum Grabe, Es bürgen für ägyptischen Transit, Die Kaufleute mit Leben und mit Habe, Die er zu Gast in seinem Reiche litt. Bald standen in Venedig die Gesandten, Und auch von London kommt ein Siegelbrief, In seinen Diensten Italiener standen, Es wuchsen Bibliotheken und Archiv. Da Mönchesorden um den Einfluß streiten, So bahnt sich mit der Geistlichkeit Konflikt Schon an, doch bannt er Schlimmeres beizeiten, Weil er sich in die Wege Gottes schickt. Die Eremiten von der Grotteninsel Versprechen ihm wie Klöster wenig Glück, Die Prophezeiung hört kein Einfaltspinsel Und tritt, schon alt, für seinen Sohn zurück. Der Hufschlag eines Pferdes ruft das Ende, Im Kloster Daga auf dem Tanasee Ward ihm der Menschen allerletzte Spende, Verlassen nun von Willensmacht und Weh. Sein Reich doch trotzte allerlängst Gewittern, Drin in Europa jedes unterging, Drum mischt sich eine fröhliche den bittern Historien ein, wenn ich Äthiopien sing. |