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Aus »Deutsche Passion«. Gedichte 2006 Vers 14721 bis 14816 GAMSENBERG Im lenznen Schmelz Stimm Lieder ein Der Tafelfels Von zähem Stein, Tannhusers Land Belaub das Vlies Von Erz und Sand Und Muschelkies. Die Zeche steht Auf dichtem Werg, Das Pfingstgebet Beschallt den Berg, Erlösen soll Vom Wahn, der trennt, Posaunenzoll Im Linnenhemd. Was drunten schwelt, Was lichtlos wacht, Was man erzählt Von Hohl und Nacht, Sei unserm Fest Nicht fern und feind, Wer wachsen läßt, Die Weiser eint. Vergibt die Treu Dem Wankelmut, Sind Has und Leu Als Wappen gut, Nicht alten Zwist Bekränz der Mai, Was Leben ist, Erschalle frei. Am dunklen Teich, Am Osterschloß, Drum sich das Reich Der Nacht ergoß, Sei Wiederklang Für Sang und Zupf, Daß Freude drang In jeden Schlupf. Der Minneleich Den Himmel rühr, Der Traum vom Reich Den Fels verführ Zum Festgelag Von Mensch und Zwerg, Daß Rosen trag Der Gamsenberg. Vom Gamsenberge geht die Red, Wo Zechstein wild zerklüftet steht, Berühren Weid und Hirtenpfad Das unerlöste Reservat Der Heiden, Riesen, Zaubrer, Alb, Manch Bauer ließ hier Lamm und Kalb Dem Gnom, der sich als Hörsel-Sitz Versenkt die Feste Österlitz. Von Brauerpfannen puren Golds, Weiß dir der Wind im Unterholz, Ein Drache wacht mit arger Loh Am Schatz, der keinen Menschen froh Je macht, denn dieser Reichtum groß Kann lindern nicht das Schreckenslos Des Dunklen, der verbannt vom Licht, Mit Schatten und mit Schemen ficht. Nur manchmal springt ein goldnes Korn Der Wanderer in Krug und Horn, Auch sah ein Weib hier nächtens zu Und fand die Unze Gold im Schuh, Doch wer den Schlangenkreis betritt, Den nimmt ein graues Männlein mit, Und wer in Zechen sich verirrt, Nie mehr zum Sohn der Eltern wird. Ein Schäfer sah mit Eisenblatt Die Dunklen spieln an dieser Statt, Sie warten lang, doch wir im Tun, Sind gleichviel fern den Flügelschuhn, Dem Engelsflaum, der Aug und Arm, Umschaudert lind und maienwarm. Wir warten wie das Bergverlies, Verschüttet von Geröll und Kies. Wir hegen Hoffnung, denn uns kam, Der Sohn, der uns als Kinder nahm, Doch tausend Jahre gehn ins Land, Die Vorwelt bleibt in Acht und Brand, Der Frost zersprengt den ersten Keim, Der Traum verfahlt und findt nicht heim, Das Rittertum ward welk und weich, Und kaum wer glaubt noch an das Reich. Ob druntenher uns Maß und Glast Zum Wandel taug aus unsrer Hast, Scheint ungewiß, der Toten Sang, Bedeutet uns nur Untergang. Doch daß im Kyff der Staufer dächt Auch dieser Fels stell treuen Knecht Für seine Kunft und seine Schlacht, Hält unser Herz für ausgemacht. |