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Aus »Idäisches Licht. Zweites Buch«. Gedichte 2006 Vers 12782 bis 12845 LETOAI Südlich von Kreta, am Messara-Tal Schlummern zwei Eiländer, Leto geschenkt, Darin Zeus Soter des Endes der Qual Seiner Geliebten auf Delos gedenkt. Dort darf sein Licht, das das Mittelmeer eint, Heller erstrahln, wie Dodona es nicht, Ida noch anderem Heiligtum scheint, Als das wahrhaft idäische Licht. Unbewohnt schon seit der Zwillingsgeburt, Jungfrauen-Inseln, die fremd jedem Vlies, Nackt wie Orsippos sind, als er den Gurt Auch in Olympia herabsinken ließ. Dort ist dem Dorer, der alles perfekt Plant, der lakonische Tempel geglückt, Jungfrauen-Chöre, von Eros erweckt, Haben die Helden der Ilias berückt. Nackt und bekränzt unter Säulen im Chor, Herrschaft erwartend, die Artemis bringt, Grausam und zart wie ein Engel uns kor, Macht, die sich selbst ihre Götter ersingt. Nichts ist so sehr wie die Tonkunst sakral, Spartas Domäne, für Hellas das Maß Und die Substanz, denn die Künste sind schal, Fehlt, daß Apollon sich selber vergaß. Kriegerisch waren die Griechen, wie nie Einer zuvor, daß Musik dies erreicht, Weiß, wer der Brandbomben Kreisch-Szenerie Heutigen Tempeln des Eros vergleicht. Ist doch der Krieg Ritual und Exzeß Wie es sonst einzig die Muse vereint, Bläht ihm die Orgel die Lunge zur Meß, Hat schon manch Zweifler die Götter beweint. Nur die Musik kann gewaltsam das Herz Öffnen wies sonst nur die Waffe vermag, Augen verschließen vor unwertem Scherz Kannst du, doch niemals für Töne den Tag. Fürchtet der Grieche den Ton, doch das Licht Wird er nicht müde zu preisen, solang Atem ihm willens und Hermes ihn nicht Führt auf den letzten verzweifelten Gang. Tod ist für Griechen ein lichtarmes Los, Hades der Ort, wo sich unscharf und fahl Schatten begegnen, wo Spitze und Stoß Fremde sind so wie der Trunk und das Mahl. Nie ward das Leben so innig bejaht, Wie es sich nur dieser Helligkeit bot, Wo aber Winter regiert und kein Rat Ohne ihn auskommt, ist dunkel das Brot. Aber wo Meerwind die Freiheit verheißt, Hat kein Tyrann eine ruhige Nacht, Nachtfrost und Nebel die Masse verschweißt, Aber im Rausch auch die Rache erwacht. Freiheit im Eros gepaart Disziplin Gegen den Luxus und gegen den Feind, Hat Lakedaimon kein Sklave verziehn, Und daß es rein blieb und Hochmut-geeint. Aber wer stark war und männlichen Geists, Hat diese Aura, die Sparta umfing, Neidisch beargwöhnt, und kleinmütig heißts: Ohne sie nichts gegen Xerxes geling. Gleichwohl, in Kreta von dorischem Stamm Wuchs eine Lebensart, die uns ergreift Und uns vergessen läßt Kleinmut und Schlamm, Wenn uns der Seewind des Mittelmeers streift. |