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Aus »Idäisches Licht. Erstes Buch«. Gedichte 2006 Vers 11778 bis 11837 DIKTYNNA Kommst du nach Kreta, Nibelung, Der Küste, die sich ewig jung Gestaltet zwischen Licht und Meer, So glaub nicht, niemand wisse, wer Du seist, die Burg von Gold und Blut War dir vor allem Anfang gut. Drum opfre nicht allein dem Zeus, Den Hafen in sein Schild-Gehäus Bewacht mit Walrat feinst bewachst Die Jungfrau mit der Doppelaxt. Sie, die den König Minos floh, Zum Sterblichsein nicht frei noch froh, Die Nymphe, Frucht des großen Zeus, Ist dir, ob Fries, ob Sachs, ob Preuß, Gewogen, denn durch deutsche Zung Blieb Kreta auch zur Weltnacht jung Sein Licht, im Traum des Dichters hell, Des Barden auf dem Bärenfell, In Herz und Seele selbstgewiß Der Dienerin der Artemis. Sie, wehrhaft, souverän und frei, Prostitution und Kriecherei Sind ihr verhaßt, wer Waffen trägt, Darf, daß sie ihm zur Seite schlägt, Erflehn, von Dikti, Sparta, Rom Bis hin zum Styx, dem Höllenstrom, Trägt sie die Fackel, daß der Mann Erkenne, was er will und kann, Sie schirmt das Licht und sein Gesetz Idäisch jung mit Axt und Netz. Die Heimat, wo der Idaberg Dem Vater gleicht, der schlafend Werk Und Taten wägt, ob des Gewichts Sie würdig seines Himmelslichts. Sie aber kennt nicht Schlaf noch Lust, Denn die Gefahr ist ihr bewußt, Daß man das Recht und Ebenmaß, Was Schlacke und was Erz, vergaß, Und steht, daß du das Wort entschlackst, Als Jungfrau mit der Doppelaxt. Der Jägerin, die niemals fehlt, Ist sie, von Leidenschaft beseelt, So treu, daß sie in Trutz und Wehr Symbol dem Amazonenheer, Und hoch zu Roß in wilder Jagd Hat sie der Mutterschaft entsagt, Sie schätzt gering den Wert von Gold, Ihr Dienst erwartet keinen Sold Für jene, die die Axt zerspliß Als Dienerin der Artemis. So tritt in ihren Hafen ein, Bereit, ihr deinen Vers zu weihn, Der Mondwelt, die dich nicht betört, Gibst, was ihr vor der Zeit gehört, Dann sieh, wie sie dir Stege baut, Froh, daß auf Kreta deutscher Laut, Der lutherisch und unmodern Ehrfürchtig sucht des Wesens Kern Und hofft, daß ihn die Weisheit schätz Idäisch jung mit Axt und Netz. |