Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Idäisches Licht. Erstes Buch«. Gedichte 2006   Vers 10579 bis 10622

ERIGENEIA


I

Früh erwachen darf sie an den Quellen
Ozeans noch vor des Bruders Nachen,
Daß die Götter und die Spielgesellen
Früh erwachen.

Früh ists leicht, gelockt und rein zu lachen,
Früh stehn Luft und Land im Bann der Wellen,
Frei, die Glut auf Wangen zu entfachen.

Aber die im Frühen und im Hellen,
Sind bedroht vom Tiefen wie vom Flachen,
Müssen, hab der Strom auch böse Schnellen,
Früh erwachen.


II

Wer geboren hat die vier, die Winde,
Jedem ist in gleicher Weis verschworen,
Schuf die Kräfte, daß sich niemals binde,
Wer geboren.

Denn es gibt kein loseres Gesinde,
Keine Schnitter, die geschärfter schoren,
Als die Wechsel, dir geschenkt im Kinde.

Leicht, daß dich die nächste Liebe finde,
Aber du bist keiner Treu erkoren,
Darum sagt, daß dein Begehren schinde,
Wer geboren.


III

Rosenfarben – ob vor Scham, vor Segen?
Wissen es die Knaben, die verdarben?
Wo ist Halt, wenn sich die Lippen regen
Rosenfarben?

Reißt der Wind vom Feld die goldnen Garben
Oder wird er nur ein bißchen fegen?
Alles steht im Wind, was wir erwarben.

Wem gelingts, der Weisheit Kern zu pflegen?
Die nicht sterben oder die schon starben?
Welcher wird zuletzt den Morgen legen
Rosenfarben?


IV

Morgenschimmer treibt uns auf die Meere,
Und ein solches Leuchten ruft uns immer,
Wer die Nacht durchwacht, tuts, daß ihn ehre
Morgenschimmer.

Nicht in Büchern, im gelehrten Zimmer
Hoffe, daß das Urteil sich verkehre,
Denn im Offnen wirkt der Saitenstimmer.

Laß dich ein, und brechen alle Wehre,
So erheisch die Prüfung nur noch schlimmer,
Denn du hoffst allein, daß dich begehre
Morgenschimmer.