|
Aus »Traum von Atlantis«. Gedichte 1994 Vers 10105 bis 10128 VINETA Vineta, sang die Mutter mir, Vineta, ach, wie warst du hehr, Vineta, aller Balten Zier, Warum nahm dich das kalte Meer? Dies sind die Weisen, die betörn, Als Kind, als Mann, zur Todesstund, Im Seewind meint man noch zu hörn Den Glockenklang vom Meeresgrund. Die Sage kurz und wenig neu: Die Hoffart und die Eitelkeit Warn tags und nachts dem Mammon treu Und grinsten dabei frech und breit. Durch Spiegel, farbig hell im Dunst, Und durch der Meerfrau Abgesang, Erkannte wohl die Wahrsag-Kunst, Daß nah der Schreckens-Untergang. Doch soll das Urteil Demut nicht Gefunden haben, Buß und Reu, Vinetas Volk hielt das Gericht Für Spuk und blieb sich selber treu. So mags gerecht gewesen sein, Daß jeder Damm zur Stunde brach, Jedoch, ach, Mutter sing, ich wein Und träum den kalten Fluten nach. |