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Aus »Traum von Atlantis«. Gedichte 1994 Vers 9585 bis 9656 TONGATAPU Als James Cook nach Tonga kam, Fand er ungewohnte Scham, Denn der Landeskinder keins Freute sich des Sonnenscheins, Niemand setzte sich ins Gras Oder von den Früchten aß. Warum langt ihr denn nicht zu? – Diese Insel ist tabu. Unbegründbar das Gebot, Was dem Bannverletzer droht, Spricht nicht aus, wer eingeborn, Und auf lauter taube Ohrn, Trifft, wer fragt und prüfen will. Was Gemeingut bleibt und still, Weigert sich dem Licht des Worts Und benamt das Heil des Orts. Was uns Cook ins Abendland, Brachte, ist meist unbekannt, Doch das Wort, das er gehört, Hat Europa tief verstört, Denn man sah auch unser Tun Tief auf Denkverboten ruhn, Also ward die dunkle Kraft Hauptwort uns und Eigenschaft. Der Vernunft ein Geist-Advent, Aufgeklärt die Zeit sich nennt, Und Tabus endeckt man jetzt, Der Franzos den Degen wetzt, Was da mittelalter-alt, Trifft der Spott in manch Gestalt, Was dem Wohlsinn nicht mehr taugt, Wurde lang genug geglaubt. Und bei Schriften bleibt es nicht. Thron und Kirche vors Gericht! Auch die Königin, geköpft, Nicht die Rebellion erschöpft. Übern Rhein die Fahne zieht, Manches Heer geschlagen flieht, Überall wird aufgeräumt, Auch das Reich zu End geträumt. Doch der Geist ist Sehnsucht stets, Wie hinauf hinunter gehts, Die Romantik nun begehrt, Was man grade abgeklärt, Und es kommt in Mode bald, Die Vernunft sei öd und kalt, Heim zu Krypta, Schrein und Truh, Heißts, es kehr uns das Tabu. Seither nennen schwarz und rot Stets den andern Schmerz und Not, Ob der Wandel Freiheit schenk, Oder Gott seit alters lenk, Weihn sich Waffe, Kunst und Recht Offnem und Geheim-Gefecht, Und der Riß durch Welt und Wind Geht durch jedes Menschenkind. Jed Tabu – ob ich es stürz? Mit dem Unbekannten würz Meine Speis, mein Hoffen wirr? Ob nicht Gott gar selber irr? Tausendfältig klopft die Frag In die Nacht und in den Tag, Und ein Stern ist nicht zu schaun Zwischen Zweifel und Vertraun. Also spricht der Dichter leis, Daß er nicht den Ausweg weiß, Denn die Frucht von Edens Baum, Hat gemacht uns Zeit und Raum, Also prüf dein Herz im Kern, Ob du nah seist oder fern, Ob der Schleier Heil und Glück Oder dir das Licht zerdrück. |