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Aus »Traum von Atlantis«. Gedichte 1994 Vers 8523 bis 8646 DIE KRÄHENINSEL Erlen, entlaubt und mit Nebel beschuht, Starren wie Schwerter aus schwärzlichem Sud. Dies ist das Ziel, seit uns keines mehr lockt, Laut überwölkt in die Strömung gepflockt. Steg in den Fluß, drin der Abend verglomm, Modert am Ufer und spricht kein Willkomm. Spinnweb zerreißt dein Gebot, dein Gesicht, Aber im letzten entkommst du ihm nicht. Vergiß die Qual Der Fahrten, streif Saturns Opal Vom Silberreif, Denn dein Begehr War dir zu flink, Der Wein so schwer. Sink! Was du geraubt Aus Schlick und Schlamm, Lehn wie dein Haupt An diesen Stamm Und spüre wund Den Wurf, der traf Den Rosen-Mund. Schlaf! Was schäumt und gärt, Berührt dich kaum, Und ewig währt Allein der Traum, Der Stich, der Schlag, Das Pulsen: trink! Und fern der Tag. Sink! Hackt dein Gesicht Das Rätseltier, Entsag dem Licht Und seiner Gier, Erwacht der Drud, Des Waldes Graf, So sei ihm gut. Schlaf! Der dich erreicht, Ist dir voraus, Sandalenleicht Im Muschelhaus, Einäugig blick, Einseitig hink, Dein Gott-Geschick: Sink! Vergiß den Ruhm Im Hof der Nert, Ihr Heiligtum Bleibt dir versperrt, Ihr Einerlei Mit Blut erwirb, Im Krähenschrei Stirb! Angekommen zwischen Fluten, Inseln, weiß bewohnten, Speeren, die das Ziel verschonten, Schwänen, die verbluten – Aufgegangen unter Sonnen, Nebelher besungen, Halm, der zwischen Dämmerungen Ward zu Gold gesponnen – Eingefahren neben Runen Abendlicher Lohe, Schatten, die der Windesfrohe Eingrub in die Buhnen – Abgewiesen, fremd und ohne Fürsprech in der Runde, Geh dahin und geh zugrunde Mit dem Schlangensohne. Du träumst sie und willst sie begehen Und malst sie mit feinerem Pinsel Als uns und du willst sie bestehen, Als böt sie ein Obdach, die Insel. Es meiden die lichteren Schweber Den Pfuhl, wo Verfemte sich scharen, Doch dir sind die Schattenreich-Weber Das Ziel, das sie immer schon waren. Die Zeichen, die du in die Zweige Der Erlen hängst, müssen verblassen Vor jenen, die Fülle und Neige Und alles, was sichtbar ist, hassen. Umsonst hast du trunkener Falter Den Acheron rudernd betrogen, Dir bleiben der Tod und das Alter, Der Wind und der Gleichklang der Wogen. Laß dich, umweht Vom dunklen Met Des Abendscheins, Dem Traum-Gered Korallensteins, Wer leise geht Und dies versteht, Dem sind Gebet Und Gottheit eins. Des Windes Hand Hat dich entsandt, Der strenge West, Der kam und schwand, Im Herzen fest Bleibst du dem Land Zutiefst verwandt Und dennoch Tand Im Krähennest. Kein heller Deich Begrenzt, was weich Ins Schwarze fällt, Und kein Vergleich Sagt Ich und Welt, So ist dein Reich, Ob rot, ob bleich, Für Sturm und Streich Ein dünnes Zelt. Du bist dem Tier, In Scharen hier, Kein Licht, kein Lot, Trotzdem verlier Dein morsches Boot, Es bieten dir Zenit, Nadir Nur eine Zier: Den Krähentod. |