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Aus »Der Bettelkönig«.   Vers 71553 bis 71633

PROLOG


EIN LUTHERANER:
Als Luther auf der Wartburg uns die Leiden
Des Herrn verdeutscht, dem Römling zum Entsetzen,
Verkehrte sich die Knechtung teutscher Heiden
Zur Freiheit, Gott als eigentlich zu schätzen.
Der Thesenanschlag wuchs zur Sturmfanfare,
Weil tief die Sehnsucht lag im Volk begründet,
Daß es der Geist in Tun und Lassen schare,
Der nicht in Kerker der Verdammnis mündet.
Nicht länger sei der Kleriker die Knute
In Furcht, des Teufels schlage sie noch schlimmer,
Denn Hans und Grete wurde nun zumute,
Als spürten sie in sich den Himmelsschimmer.
Ein Volk, das rein sich hielt und unverdorben,
Hat mit der Botschaft, die nun ganz die frohe,
Sich einen Platz im Weltengang erworben,
Der Sinnbild ward für alles menschlich Hohe.
Zwar haben Neid und Niedertracht den Norden
Geschmäht, zerstückelt und mit Kot geschändet,
Doch was in Fleiß und Gottvertraun geworden,
Selbst noch in Trümmern und Ruinen blendet.
Als Protestanten wurden die verachtet,
Die schützten nur ihr Himmelslicht am Herde,
Die auf dem Felde mähten, bis es nachtet,
Und ohne Feld Gesang sind auf der Erde.
Kulturprotestler schimpft nun der Infame,
Wo ohne Reich nur noch ein geistig Wesen,
Doch daß die Scholle fänd befreiter Same,
Der Deutsche ist zur frohen Tat erlesen.
Es weiß der Lutheraner noch als Sänger,
Daß aufgetragen ihm das Reich der Gnade,
Verschwiegen seien ihm darum nicht länger
Der großen Ahnen so beherzte Pfade.
Nicht weil ihr Werk wie Phoenix aus der Asche
Einst wiederkomm in einer guten Stunde,
Denn daß man schaff, nicht Ungefähres hasche,
Liegt jedem wahrhaft großem Werk zugrunde.
Dem Preußenkönig, der so wenig Liebe
Bei Zeitgenossen fand und bei Chronisten,
Lobsing ich, wo die Heiligen der Diebe
Ausgeben sich als überlegne Christen.
Daß Gottes Segen ruhte auf dem Manne,
Bezeugte schon der große Kindersegen,
Daß er als Ochs sich vor den Karren spanne,
Wars ihm, das Evangelium auszulegen.
Man pönt geringe Bildung und despotisch,
Daß Pagen er nicht mocht und Rechtsverdreher,
Daß er die Sünde haßte, nennt psychotisch
Der Schweinekrämer wie der Eckensteher.
Dem Kronprinz war es schwer mit diesem Vater,
Wenn Musengunst die Mutter bringt als Erbe,
Wo Feste groß am Zwinger und am Prater,
Sah er nur Drill und Arbeit und Gewerbe.
Den Hang zum Leichtsinn und fürs Luxuriöse
Begriff er gleichwohl, wenn auch widerwillig,
Als Netz, gefügt, damit man es nicht löse,
Denn was da billig scheint, ist nicht so billig.
Und wenn er als Regent sich manches leisten
Wohl konnte, war ihm dabei recht geläufig
Das Wissen, das gegeben nicht den meisten:
Solch guter Grund ist weltweit nicht so häufig.
Drum war die Härte seiner Kindertage
Ihm nützlich und gewiß von Gott gesegnet,
Daß er sich für die Widrigkeit der Plage
Nicht wappne erst, wenn sie dem Land begegnet.
Der Vater schuf die Mittel und die Stärke,
Daß weitren Herzens sich der Sohn erfreue,
Betrachtet der Zusammenhang die Werke,
Blüht Toleranz am Eichenstamm der Treue.
Doch was der König tat in seinem Leben
Am Hof, im Land als Rüster und Verwalter,
Das will ich deutlich zu bedenken geben,
War nicht gedacht nur für ein Menschenalter.
Es wuchs aus einer Gottesfurcht, die gerne
Verspottet wird von impotenten Schwätzern,
Fettaugen auf der Suppe, die von Ferne
Nicht ahnen, was sie eigentlich verketzern.
Drum zeigt sich hier, daß mehr als Pergamente
Uns Früchte adeln, die dereinst verrotten,
Daß Segen ruht, das Paradies-Getrennte
Im Tatendrang des Glaubens zu vergotten.