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Aus »Ulrich von Hutten«. Vers 71465 bis 71552 PROLOG SPECHT: Ich bin der Trommler stets im Waldkonzerte, Ich such in morscher Borke nach Getieren, Ich bin kein Sittich, der am Morgen plärrte, Um dunkellands den Atem zu verlieren. Die Trommel treibt Behäbige zum Zuge, Sie bleibt euch treu, solange Bäume grünen, Im Spessart, der sich namt nach meinem Fluge, Stehn Eichen, daß sich messen dran die Hünen. Die Sporne sind hier nicht von solcher Höhe, Daß Stürme nur die Krüppelkiefern dulden, Doch ist dies ganz gewiß kein Reich der Flöhe, Noch ein Gefild von Sumpf und seichten Mulden. Einst kaiserlicher Bannforst, wo Schneewittchen Die Zwerge traf, die schürften Gold bei Bieber, Was sie geheimst mir ihren kleinen Schrittchen, Das scheffelten die Räuber noch viel lieber. Doch dies geschah erst, als das Reich erkrankte, Vordem warn Burgen trutzig und gedrungen, Und wer Ruinen die Erinnrung dankte, Dem ist ein Blick ins deutsche Herz gelungen. Nun meint ihr, daß man euch hier vogelstimmig, Ein liebliches Histörchen will erzählen, Jedoch der Trommler schlägt die Stämme grimmig, Und tuts, euch das Gewissen bös zu quälen. Die Streckelburg, der Berg ist steil geraten, Der Heimatlaut nennt stecklig solche Stiege, War Ausgang deutschen Worts und deutscher Taten, Daß dies zu schaun verhülfe euch zum Siege. Es geht nicht an, Vergangenes zu schmähen, Daß Heutiges erhalte die Gloriole, Denn wo sich fett die Selbstzufriednen blähen, Da klopf ich laut und zeig dem Ohr die Hohle. Gezeigt wird, was geschah und muß geschehen: Der ewge Kampf des Bösen mit dem Guten, Nicht wenger als der Schlachtruf, aufzustehen, Dem Publikum gilt es hier zuzumuten. Es geht nicht nur um Universitäten, Wo heut wie einst die Rechtsverdreher prahlen, Die Pfaffenmacht in den Kanzlein und Räten Wich Dreisteren und hob allein die Zahlen. Betriebswirt wird der Theolog geheißen, Wenn Mammon folgt dem Heiland am Altare, Der Ungeist sorgt, Poeten zu zerreißen, Daß Dienstvolk sich gleich Krähenschwärmen schare. Man bildet Journalisten und Psychiater, Um auszutreiben Rittertum und Ehre, Dies alles bleibt uns leider kein Theater, Drum dieses euch zur rechten Schau belehre. Verräter, die bestochen sind von Pfründen, Sie teilten nicht nur Rednerpult und Lehre, Das ganze Land muß frommen ihren Sünden, Drum schreit das ganze Land nach einer Kehre. Nicht mehr ist Rom der Pfuhl, der dies vergiftet, Der uns beraubt des Echten und des Wahren, Er ist sehr weit nach Westen abgetriftet Und wohnt im Kern schon ganz im Unsichtbaren. Nicht mehr ist das Latein der Zugangsschlüssel Zur Herrschaft, und auch Englisch ist nur Flitter, Das Eurokraten-Kauderwelsch in Brüssel In seiner Schwüle braucht ein Volksgewitter. Man leert das Wort, indems vertausendfältigt Grad wie ein Sturzbach schwemmt den Sinn aus allen, Ein Mazedon, der Gordios' Seil bewältigt, Ist niemals uns vom Himmel hergefallen. Auch Huttens Kunst in spitzen Epigrammen Bedurfte vieler, die die Klinge schliffen, Drum raffe sich der deutsche Geist zusammen, Zuerst im Herzen wird das Schwert ergriffen. Der Kern der Parallelen in den Zeiten Heißt immer, daß da herrscht die große Lüge, Die Wahrheit nur kann Adlerschwingen breiten, Drum niemals dich den Fragverboten füge. Nenn Knechtschaft, was als Wohlfahrt dich umgaukelt, Sprich deutsch, die Hehler ringsum zu entlarven, Dich haben schon als kleines Kind verschaukelt, Die deine Väter und dein Reich verwarfen. Des Spechtes Hämmern poche dir im Kopfe, Ein Vers, der zur Gewißheit macht den Zweifel, Er fasse dich an jedem Berg beim Schopfe, Ob Rhön, ob Kyff, ob Fichtel oder Eifel. Ob Fries, ob Sachs, ob Schlesier oder Schwabe, Als Deutscher hat der Heiland dir geboten, Daß dieser Erdteil seine Stimme habe Im Reich des Lebens wie im Reich der Toten. Die Lande zu entrosten und entschutten, Der Glaube gibt die Kraft, die Tat zu wagen, Sie gibt dir Recht und Heiligkeit, wie Hutten Der Ewigkeit »Ich habs gewagt!« zu sagen. |