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Aus »Der Weiße Falter«. Gedichte 1992   Vers 6209 bis 6280

PSALM


Preis der Stunde, die geschlagen,
Preis der Stunde aller Stunden,
Die das Aug zu öffnen wagen,
Haben Ernten stets gefunden,
Im Kristall der Traumzeit hausend,
Quäl dich nicht mit Nebendingen,
Denn die Speisung der fünftausend
Kann in jeder Nacht gelingen.

Was Sankt Georg dir erlegte,
Kehrt zur rechten Stunde wieder,
Wind, der um die Tennen fegte,
Wird zum Grundbaß deiner Lieder,
Nicht die Schmerzen auszusparen,
Bist du zum Gesang entschlossen,
Denn du weißt, die Wunden waren
Prüfungen und Leitersprossen.

Glanz des Taus und Glanz der Sonne,
Stehst du an der Wasserscheide,
Die verwoben Wahn und Wonne,
Schweigen, sie zu fragen meide.
Wo die Flöte sich der Leier
Mählt, kredenz zu Barsch und Flunder
Für den Echsenmann Tokayer,
Für den Schlangensohn Burgunder.

Preis der Stunde, die dich findet,
Preis den Stunden, die vergangen,
Garn, das dich bedingt und bindet,
Wird sich im Gesang verfangen,
Wäre Echo nur die eine,
Die dich liebte und dich hörte,
Wärst du schon gerettet, keine
Macht blieb, die dich ganz zerstörte.

Was aus dieser Welt geborgen,
Hat im Traum die Spur gefunden,
Wird im Kreis von Nacht und Morgen
Nun vom Manne selbst entbunden.
Lenzgrün im Gerausch der Linden
Wird die Frohtat träumend wachen,
Denn der Schwimmer weiß zu finden
Den Rubin des Wasserdrachen.

Mit dem Hort sich zu vertauschen,
Kennt der Wächter Tor und Pfade,
Wenn er leuchtet, spür im Rauschen,
Was er war, und nenn es Gnade,
Träumt das rechte Aug am Weiher,
Wählt das linke Torf als Zunder,
Labt den Echsenmann Tokayer,
Schlürft der Schlangensohn Burgunder.

Preis der Stunde, die geschlagen,
Preis der Stunde aller Stunden,
Die die Welt zu rühmen wagen,
Haben bald auch Grund gefunden,
Nicht die Liebe pön als Leiden,
Bleibt der Born unangetastet,
Denn im letzten nicht zu scheiden
Ist wer schlemmt von dem der fastet.

Was sich abschied ins Geheime,
Wird sich heller offenbaren,
Mit dem unerlaubten Reime
Wirst du Orpheus’ Ruhm erfahren,
Ob der Flug der Promethiden
Den des Adlers überrage,
Wird zuerst im Traum entschieden
Und bestätigt sich am Tage.

Preise sie, die dich bedeuten
Und wie du nicht wissen dürfen,
Wem zur Ehre sie sich häuten,
Ob sie besser nichts verwürfen,
Kehrt der Speer zur Abschiedsfeier,
Preise das Verjüngungswunder,
Wie der Echsenmann Tokayer,
Wie der Schlangensohn Burgunder.