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Aus »Der Weiße Falter«. Gedichte 1992   Vers 6011 bis 6058

GÖTTLICHER STAUB


Unbezwinglich sind die Leichten,
Die nicht zählen und nicht lesen,
Und sie tun, was wir erreichten,
Ab, als wäre nichts gewesen.

Sie bestehn im Folgelosen,
Doch Zerstreutheit, ihrem Alter
Nachzusehn, betaut die Rosen
Und schenkt jedem Jahr die Falter.

Wenn sie unvorsichtig walten,
Ballt ihr Atem sich zur Wolke,
Dürften sie ihn ganz behalten,
Käm kein Dichter aus dem Volke.

Er bemerkt, was sie verloren,
Wenn auch niemand schätzt die Funde,
Fühlt er sich erkannt, erkoren
Und seit Ewigkeit im Bunde.

Seine Opfer und Altäre
Wird kein Himmlischer bemerken,
Selbst wenn er zugegen wäre,
Weiß er nichts von Dienst und Werken.

Doch die Dunkleren, noch blinder
Als die angerufnen Lichten,
Führen auch den Zeichenfinder,
Und das Herz kann nicht verzichten.

Denn die Rose spricht: entfalte,
Und der Falterflügel: schwebe,
Und das vor den Göttern alte
Spricht in alter Weise: webe!

Webe ein Gewand den Fernen
Und laß ein die Unbewußten,
Die den Himmel zu besternen
Erst dein Ja erwarten mußten.

Webe! an den großen Säumen
Soll dein Blut wie Taugold funkeln!
So die Herrin in den Träumen,
Nacht, noch älter als die Dunkeln.

Webe! die dein Garn verfitzen,
Kümmert nicht, ob sie es kleide,
Und sie wollen nichts besitzen,
Keine Schuld und keine Eide.

Frost soll deinen Mut verletzen,
Trauer herrsch in deinen Reichen,
Was du webst, zerfliegt in Fetzen,
Doch es findet deinesgleichen.

Aber du verlorst die Spende
Wie die Götter Staub verloren,
Und erkennst sie, Nacht am Ende,
Unbemerkt aus dir geboren.