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Aus »Lob des Knasters. Satyrspiel«.   Vers 66154 bis 66221

VIERTE SZENE


Kunde, Hausfrau.

KUNDE: Recht schönen Tag der schönen Frau, ich brachte
Vor einer Stunde Ihrem werten Gatten,
Ein Buch zurück, das mich ganz närrisch machte,
Weils Raucher böse angeblasen hatten.
Im Ärger über diese Kräuterbräune
Vergaß ich, was mich erst gedrängt zu wissen,
Nun ist mir Tor der Weizen samt der Scheune,
Die Antwort samt dem Pergament entrissen.
Ich weiß die Seite wohl und auch die Stelle,
Die es verdiente, klarer mir zu werden,
Erlaubten Sie ein Reinschaun auf die Schnelle,
Sie machten mir das größte Glück auf Erden.

HAUSFRAU: Ja gern, der Herr, es ist uns größte Freude,
Wenn Sie den Schatz, den wir bewahren, nutzen,
Sie glauben nicht, was ich an Müh vergeude,
Zu tilgen, was die Vorbesitzer schmutzen.
Radiert wird manch Geschwätz und Unterstreichen,
Mit Spiritus gelöst die fetten Finger,
Für manchen Duft will Rosenöl nicht reichen,
Obwohls im Reich der Nas der Löwenzwinger.

KUNDE: Ich wußte nicht, wie hier die Hausfrau schuftet,
Ihr stilles Mühn bleibt oft ganz unbeachtet,
Und daß ihr Tun vor allen Störern duftet,
Bezweifelt, wer den Preis zu drücken trachtet.
Es ist ein gänzlich schändliches Betragen
Zu mäkeln, wo die Anmut sich verbreitet,
Wie es mir leid tut, möchte ich Ihn’ sagen,
Ein böser Geist hat mich dazu verleitet.

HAUSFRAU: Sie müssen nichts entschulden oder tadeln,
Wer Bücher gilbt, entehrt den Geist-Verweser,
Allein die Kunden einen Laden adeln,
Die Bücher sind Papier nur ohne Leser.

KUNDE: Der Freundlichkeit muß jeder Tadel weichen!
Ich seh, das Buch liegt hier noch ausgebreitet,
Ich fürcht, ein rascher Blick wird doch nicht reichen,
Drum seh ich mich zur Revision verleitet.
Ich will, verzeihn Sie bitte das Gemecker,
Das gute Buch doch unbedingt besitzen,
Grad wie mein Leibmahl schmeichlerisch und lecker
Aus diesen Bögen mir Sentenzen blitzen.

HAUSFRAU: Wärs besser nicht, ich würd noch einmal lüften,
Die stark verqualmte und gebräunte Schwarte,
Es wär mir arg, lägs an Benutzerdüften,
Daß sich der Reiz gemindert offenbarte.

KUNDE: Dies ist nicht nötig, weil ich mir gestanden,
Mein Herzblatt raucht, ich mags dafür nicht pönen,
Es hält mein Herz in solchen Wonnebanden,
Daß einst Gemiednes teil gewann am Schönen.
Eh meine Bibliothek von diesem Laster
Ganz unbetroffen und ihr abgeschlossen,
Erscheint es meiner Liebe angepaßter,
Sie riefe sie als schmauchenden Genossen.
Drum ists nicht Mindrung, sondern Bonusgabe,
Wenn dieses Buch mit ihrem Atem säuselt,
Versilbert sind mir meinen alten Tage,
Seit blauer Dunst sich in der Stube kräuselt.
Hier ist das Geld, zum Glück noch unvermindert,
Ich hoff, der Preis ist noch nicht angestiegen,
Und dann Lebwohl, auf daß mich nichts mehr hindert,
Nun zu Marie zu stiefeln und zu fliegen. (Er zahlt.)

HAUSFRAU: Dies ist ein gutes Wort und werde Segen,
Wenn man der Liebe folgt wohin auch immer,
Fliehn Groll und Übel von den Lebenswegen,
Und Wohlbehagen wohnt in jedem Zimmer.
Ich wünsche Ihn’ und Ihrem Sonnenscheine
Viel Freud bei allem, was da aufgeschieben,
Denn tiefer als die Weisheit, die im Weine,
Ist jene, die uns anvertraut das Lieben.